Seite:OberamtNeresheim0382.jpg

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nichts destoweniger bald wieder an und schon 1779 klagte das Kloster über neue Bedrückungen.

Des Abtes Titel war nun: der hochwürdige des h. Römischen Reichs Prälat und Herr des unmittelbaren, freien Reichsstiftes und Gotteshauses Neresheim, Herr zu Ziertheim u. s. w., Sr. Kaiserl. Majestät Rath und Erbkaplan. Der erste Reichsabt Benedict Maria legte noch den Conventgarten an und ließ die meisten Häuser beim Kloster ausbauen, weil jetzt eine eigene Administration mit Oberamtmann und Kanzlei geschaffen werden mußte, zu Handhabung der Landeshoheit und hohen Jurisdiction und zur Administration der Landgemeinden, die zunächst unter Schultheißen standen. Für Landwirthschaft und Gewerbe wurde Sorge getragen und längst abgegangene Ansiedlungen wieder hergestellt zu Niesitz, Hubatsweiler, Hagenbuch, Mittelhof, Auernthalerhof. Auch nahm sich das Kloster seiner Unterthanen in der theuern Zeit 1770/71 treulich an. Das Schulwesen wurde angelegentlich gefördert (1772 Visitationen angeordnet) und unter den Mönchen wissenschaftliche Studien gefördert. Dieses Streben setzte auch Abt Michael (Dobler) fort, 1787 bis zur Secularisation 1802/3. Er beförderte besonders physikalische Studien und z. B. die Aufrichtung von Blitzableitern in und um Neresheim (z. B. in Nattheim 1792). Auch ein Münzkabinet wurde gebildet, eine eigene Druckerei errichtet und da eine kurze Geschichte des Klosters herausgegeben 1792, samt Ansicht desselben in Kupfer gestochen, zur Feier der festlichen Einweihung des nun ganz vollendeten neuen Gotteshauses. Patres waren es 25. Auch eine Grenzberichtigung mit Württemberg kam zu Stande.

IV. Periode. Fürst Karl Anselm von Thurn und Taxis ließ das durch den Reichsdeputationshauptschluß ihm zugesprochene Kloster den 22. Dec. 1802 in Besitz nehmen, wollte aber zunächst die klösterliche Kommunität (26 Patres und 5 Laienbrüder) belassen zu Besorgung des Gottesdienstes, Unterricht der Jugend in Religion und Wissenschaften und namentlich zu Heranbildung tauglicher Schullehrer. Es wurde demzufolge das sog. Lyceum Carolinum errichtet 1803, aber schon 1806 im Sept. um der Zeitumstände willen, aufgehoben und die Conventualen pensionirt. Abt Michael, der zuerst in des Klosters Schlößchen zu Ziertheim saß, starb 1825 in Dillingen. Die herrlichen Klostergebäude sind nun ein fürstl. Taxisches Schloß und bilden zusammen mit den für die Beamten und Officianten des Reichsstifts und für die nothwendigsten Gewerbe erbauten Häusern die jetzige Gemeinde – Dorf Neresheim.

Die Verwaltung der neuen Ansiedlung geschah ursprünglich ganz durch das Klosteramt. Auch nach der Secularisirung und Vereinigung mit Württemberg stand einer Verbindung mit der Stadt der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0382.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)