Seite:OberamtNeresheim0390.jpg

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weißgetünchte Häuser meist einstockig sind, liegt ziemlich hoch auf dem Herdtfeld zwischen unbedeutenden Ackerfeld-Hügeln; die Kirche und ein Theil des Dorfes liegen auf der Anhöhe, von der sich die übrigen Theile des Orts auf beiden Seiten etwas bergabwärts ziehen, theilweise an den Fuß des Hügels zu stehen kommen, letztere werden die Hölle oder das alte Dorf genannt. Die Ortsstraßen sind gut unterhalten und namentlich die durch das Dorf führende Neresheim–Nördlinger Landstraße. Vom 132′ hohen Kirchthurm aus überblickt man fast das ganze Herdtfeld, und eine Höhe zwischen hier und Dehlingen gewährt den Anblick der Alpen. Eine Viertelstunde vom Ort an der Nördlinger Straße erheben sich Felspartieen.

Die am Westende des Dorfes etwas erhöht stehende, der h. Elisabeth geweihte Kirche ward 1527 erbaut, 1732 jedoch von Abt Amandus Fischer ganz im Rococostil erneuert. Das freundlich ansprechende Innere hat hübsche Stuckdecken, an denen sich Fresken ausbreiten. In die Fenster des vieleckig schließenden Chores sind farbige Glasmuster eingesetzt. Der Hochaltar enthält ein großes Ölbild im Rococostil, die Krönung Mariä, auch die Kanzel ist in diesem Stile gehalten, wogegen einer der Nebenaltäre eine holzgeschnitzte Madonna aus früherer Zeit besitzt.

Der hohe Thurm stammt in seinen unteren Geschossen noch aus romanischer Zeit, ist mit Buckelsteinen besetzt und zeigt noch einige romanische Rundbogenfensterchen; gegen oben wird er achteckig, mit Doppelfenstern belebt und von einer Zwiebelkuppel bedeckt. Südlich am Thurm erhebt sich ein großer aber werthloser Ölberg vom Jahre 1762; und an der Westseite des um die Kirche liegenden Friedhofs zieht sich lang hin ein bedeckter Gang, an der Rückwand mit den Darstellungen der zwölf Stationen geschmückt, und an beiden Enden in eine Kapelle ausgehend, wovon die eine das heilige Grab, die andere den gefesselten Christus enthält.

Der Thurm besitzt drei, von Nicolaus Arnold aus Dinkelsbühl 1744 gegossene Glocken und eine kleine Ziehglocke, von Johann Joseph Kurz in Augsburg gegossen und der h. Maria von Loretto geweiht. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Das sehr stattliche Pfarrhaus, 1527 erbaut, 1791 erneuert, steht östlich bei der Kirche und ist vom Staat zu unterhalten.

In Dehlingen befindet sich ein Kirchlein, im fünfzehnten Jahrhundert errichtet und 1839 durchaus erneuert.

Im Jahre 1823 wurde ein hübsches zweistockiges Schulhaus erbaut mit zwei Lehrzimmern und der Wohnung des Schulmeisters; in Dehlingen besteht ein Schulhaus mit einem Schulzimmer; ein Lehrgehilfe unterrichtet daselbst.

Zu einem Rathhaus wurde 1841 ein Privathaus angekauft.

Auf der Markung liegen zwei Kapellen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0390.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)