Seite:OberamtNeresheim0397.jpg

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Geschoß den Chor vertritt. Das Innere enthält hübschgeschnitzte Bänke und eine Kanzel im Rococostil, dann eine Votivtafel mit der Jahreszahl 1688 und im Chor eine spätgothische Sakramenthäuschens-Nische; der Triumphbogen ist spitz und daran steht: renovirt 1861. Der Marienaltar trägt die Jahreszahl 1621. Außen an der Westseite liegt ein alter kesselartiger Taufstein. Die Aussicht auf dem mit vierseitigem Zeltdach bekrönten schwerfälligen Thurm ist sehr schön; von seinen zwei Glocken hat eine die Inschrift: In honorem Sancti Leonhardi Abbatis Ecclesiae Pflaumlochensis Patroni sub reverendo Kdo Casparo Heinrich P. J. Parocho. Nicolaus und Alexander Arnold Haben mich gegossen 1726. Die andere Glocke trägt die vier Evangelistennamen und 1470 iar hilf got. Im Chor war früher die am 8. Mai 1597 hier vorgefallene sog. Schlacht zwischen dem Grafen Wilhelm von Oettingen und den Nördlingern al fresco abgebildet, ist aber jetzt ubertüncht. Die Unterhaltung der Kirche ruht bis jetzt noch auf der kath. Kirchengemeinde, der Prozeß darüber schwebt noch.

2) Die protestantische Kirche, in den Jahren 1860–62 nach dem Entwurf des Oberbauraths Leins in gothischem Stil erbaut und am entgegengesetzten Ende des Dorfes im evangelischen Friedhofe stehend; sie bildet ein rechteckiges Schiff mit kurzem halbachteckigem mit Strebpfeilern besetztem Chor; die Fenster sind spitzbogig und mit hölzernen Maßwerken gefüllt. An der Westseite, die einen sehr malerischen Anblick gewährt, erhebt sich zwischen zierlichen Treppenanlagen der Thurm und entwickelt sich gegen oben in ein hohes von schönen Schallfenstern durchbrochenes Geschoß, das von vier Spitzsäulen flankirt ist und mit seinen vier Giebeln den schlanken Dachhelm trägt. Das Portal des Thurmes, wie die der beiden Treppenanbauten sind mit Wimpergen geziert. Das Innere hat einen sichtbaren gothisch gehaltenen Dachstuhl, wie das übrige Holzwerk, tüchtig ausgeführt von Aurer in Pflaumloch. Die Erbauungskosten beliefen sich auf 10.000 fl., wovon das Nördlinger Spital 1000 fl. beitrug. Die Unterhaltung ruht auf der evangelischen Kirchengemeinde.

3) Zwischen beiden Kirchen in der Mitte des Ortes liegt die Synagoge, in hübschem, einfachem Rundbogenstil 1846 mit einem Aufwand von über 20.000 fl. erbaut; ihr flachgedecktes mit einer Galerie umzogenes und mit schönen Kronleuchtern geschmücktes Inneres ist sehr ansprechend, endigt in eine große halbrunde Abside und hat eine geschmackvolle Bemalung, die sich in der Abside zu großer Pracht steigert.

Früher bestanden noch zwei Kapellen; die eine in der Nähe des Pfarrhauses, die andere in der Mitte des Orts an der Hauptstraße ist jetzt zu einer Wohnung eingerichtet.

Das ursprüngliche Pfarrhaus wurde den 26. August 1634

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0397.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)