Seite:OberamtNeresheim0401.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

abgekauft den Kirchsatz zu Pflaumloch samt Zehenten, Gütern u. s. w.; wahrscheinlich wurde auch später noch Manches gekauft.

Jede Herrschaft hatte die niedere Gerichtsbarkeit über ihre Unterthanen, die Dorfsherrschaft und hohe Jurisdiction behauptete Oettingen. Die Nördlinger Unterthanen hatten ihr Gericht zu Nähermemmingen mit Appellation an den Stadtrath. Schon 1480 wurde „der Gemeinde Pflaumloch Gesetz und Ordnungsbrief“ für die gesamte Gemeinde ausgefertigt; Vierer besorgten die Verwaltung.

1634, 26. Aug. zündeten die Kaiserlichen Pflaumloch an. Die Israeliten wurden ohne Zweifel auch hier von Oettingen aufgenommen und hatten anfänglich sowohl Rabbiner als Begräbniß zu Wallerstein. Eine eigene Synagoge in P. wurde zuerst 1703 erbaut, 1830 ein eigener Begräbnißplatz hergestellt; für die Kinder besteht eine eigene israelitische Schule.

Die Pfarrei wurde 1368 vom Nördlinger Spital erkauft, von Herdegen v. Katzenstein, wie er sie von seinen Voreltern geerbt hatte, als Eigen; 1380 erlangte der Spital die Incorporation und vertrug sich 1398 mit dem Bischof, Nördlingen als Patron wollte später reformiren, die Oettinger als Territorialherrn widersetzten sich und setzten 1597 mit Gewalt einen katholischen Priester ein, worauf die Nördlinger mit gewaffneter Hand auszogen, um zur Wahrung ihres Rechts evangelisch predigen zu lassen. So kams den 8. Mai zu einem Gefecht, in welchem mehrere Nördlinger fielen; der darüber entstandene Reichskammergerichtsproceß ist nie zum End gekommen! Während dieses Spoliationsprocesses reparirte Nördlingen weder Kirche noch Pfarrhaus, so daß dieses zerfiel und die Pfarrei von außen versehen werden mußte – vom katholischen Pfarrer in Utzmemmingen, welcher je am dritten Sonntag Gottesdienst hielt. Später wohnte wieder im Orte selbst ein Priester und der Fürst kaufte 1768 eine Wohnung; dennoch mußte längere Zeit nochmals von Kirchheim und Utzmemmingen aus pastorirt werden und erst das Jahr 1842 brachte wieder einen eigenen Pfarrverweser.

Die Evangelischen benützten Schule und Kirche zu Goldburghausen und 1696 schloß Nördlingen mit Oettingen einen Vertrag über die Versehung der Kranken von Goldburghausen aus; 1808 wurden die Evangelischen förmlich dahin eingepfarrt.

1817 trafen die beiden Confessionstheile eine Übereinkunft über ein Simultaneum in der Kirche, weil es aber der Bischof nicht genehmigte, so mietheten die Evangelischen zunächst ein Privatlokal für ihren Gottesdienst, bis 1860 ein eigenes Kirchlein gebaut wurde.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0401.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)