Seite:OberamtNeresheim0408.jpg

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Schon 1461 erscheint als begütert, 1487 ausdrücklich auch als ges. zu Röttingen ein Bartholomäus v. Weyler; schon 1482 hat er den Burgstal (also wohl eine damals schon zerstörte Burg) und die Güter zu Röttingen dem Grafen Ludwig von Oettingen zum Lehen aufgetragen, so daß diese Grafen nahezu in den Besitz des ganzen Ortes kamen. Ein Heinrich von Reichen hatte 1303 u. a. auch 1 Hof zu Röttingen und 2 Lehen zu Michelfeld etc. an Oettingen vertauscht, welche Güter ihm zugefallen waren von seiner Frau, Eggehards von Rittebach (d. h. wohl Riepach, Gemeinde Thannhausen) Tochter.

Zwei Gütlein besaß Deutschorden, 3 Unterthanen hatte Bopfingen; Herr Hans Dechant zu Ellwangen hat 1398 eine Hube und eine Wiese an die Pfarrkirche zu Bopfingen verkauft und diese hat vielleicht auch die drei Lehen zu R. erworben, welche Pfaff Eberhard von Grünberg u. a. 1350 zu einer Frühmesse in Aalen verkaufte. – Die Gemeinde selbst besitzt schöne Waldungen, angeblich von den Schenken herkommend.

Die hohe Obrigkeit nahm Oettingen in Anspruch, was während des ansbachischen Mitbesitzes z. B. 1599 Streitigkeiten mit dem markgräflichen Vogt hervorrief. Ein Gemeindegericht war mit 12 Mann besetzt. Streitigkeiten dauerten übrigens auch zwischen den verschiedenen öttingen’schen Linien noch längere Zeit fort, bis Röttingen 1676 ganz von Oettingen-Katzenstein erworben wurde und wegen Mißhandlung brachten die Gemeinden Röttingen, Zöbingen und Lippach einen kaiserlichen Schutzbrief gegen ihre öttingen’sche Herrschaft aus 1675. Später theilte R. das Loos der übrigen öttingen’schen Besitzungen im Bezirk.

Bei den Freudenhöfen mag einst auch ein festes Haus gestanden sein, wenn Dom. Ulricus de Vreundertshoven et filius ejus 1262 (in einer wallersteinischen Urkunde) dahin gehören. Ein Hof „zu Waidland“ ist im 30jährigen Kriege abgegangen.

Schon 1239 wird ein Viceplebanus in Rotingen genannt und zwar wurde die Pfarrei wahrscheinlich von Bopfingen abgelöst; ein Herr Hans, Kammerer, Kirchherr zu Röttingen, kommt um 1408. 09 vor. Das Patronat besaßen die Schenken von Schenkenstein, welche die Kirche zum h. Gangolf stattlich erweitern und verschönern ließen und ihre Grablege da hatten. Brandenburg-Ansbach erbte das Patronatrecht, als sein Lehen, und scheint Reformationsversuche gemacht zu haben; denn der öttingen’sche Pfleger zu Kirchheim öffnete z. B. 1584 heimlich die Kirche, ohne Zweifel für eine Messe, und dagegen führte 1601 der Brandenburg’sche Verwalter in R. den Pfarrer gefänglich weg, ohne Zweifel einen dem Patron aufgedrängten katholischen Priester.

Juden waren einst auch zu Röttingen, noch heißt eine Dorfstraße die Judengasse.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0408.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)