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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd


c. Erdfälle und Höhlen.

Erdfälle, trichterförmige Einsenkungen, die in Folge des vielfältig unterirdisch geklüfteten oberen weißen Jura entstanden sind und immer noch entstehen, kommen auf der Hochebene der Alb bei Bartholomä, beim Mönhof, Kitzinghof, und besonders häufig bei Röthenbach vor; sie führen regelmäßig zu größern oder minder bedeutenden Höhlen oder Felsspalten, erscheinen am häufigsten in Mulden, Rinnen und Thälchen und nehmen dort die aus der Atmosphäre niedergeschlagenen Wasser auf, um sie unterirdisch in dem zerklüfteten Schoße der Alb weiter zu führen bis zu tiefer gelegenen Stellen, wo sie alsdann als kräftige Quellen hervortreten. Die Erdfälle sind mitunter Ursache, warum sich auf der Hochfläche der Alb in manchen Gegenden keine eigentlichen Thälchen, Wasserrinnen gebildet haben, indem sie die Gewässer aufnehmen und diese deßhalb keine oberirdischen Ablaufrinnen sich furchen können; ein schlagendes Beispiel liefern uns im diesseitigen Bezirk die vielen Erdfälle auf der lange hinziehenden sog. rauhen Wiese, gegen die ringsum das Terrain einfällt und seine Wasser diesen Erdfällen zuschickt. Es ist daher auch sehr schwierig in derartigen Gegenden die Wasserscheide genau zu bestimmen, weil man zugleich darauf Rücksicht nehmen muß, wohin etwa die auf solche Weise eingesogenen Gewässer ihren unterirdischen Lauf nehmen.

Großartige und interessante Höhlen kommen hauptsächlich am Rosenstein oberhalb Heubach vor, die interessanteste ist das sog. Finsterloch, welches sich etwa 600′ lang oben an dem südöstlichen Abhang des Rosensteins, der sich jäh gegen das Lapperthal hinuntersenkt, hinzieht.

Der zur Höhle führende südöstliche gewölbeartige Eingang ist 7–8′ hoch und 11′ breit; durch ihn gelangt man in die geräumige Höhle, die 220′ lang, abwechselnd 6–20′ hoch und bis zu 35′ breit ist; zuletzt verengt und erniedrigt sich die Höhle, daß man anfangs nur gebückt und endlich kriechend sich durchzwingen muß, bis man wieder eine 20′ hohe, 25′ breite und eben so lange Halle erreicht.

Von dieser Halle kann man durch eine kleine Öffnung ins Freie und auf einem schmalen Fußweg in eine zweite Höhle gelangen, die indessen auch unterirdisch durch eine ganz schmale, nur 3′ hohe Spalte mit der ersteren zusammenhängt. Dieser gegen 30′ hohe, 70′ lange und 25′ breite Raum verengt sich wieder und führt zu einer etwa 3′ hohen Öffnung, die einen Ausgang ins Freie gestattet. Das Finsterloch ist im allgemeinen wegen der vielen in ihr herumliegenden Gesteinstrümmer und schroffen hervorragenden Felsen beschwerlich zu begehen, namentlich ist der Weg von der einen zu der andern Höhle grausenerregend und wild verworren. Stalaktiten kommen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_015.jpg&oldid=- (Version vom 24.7.2019)