Seite:Oberamt Gmuend 026.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

zu den reizendsten und interessantesten des Landes. Von üppigen obst- und wiesenreichen Thälern steigert sich der landschaftliche Charakter in den verschiedenartigsten Übergängen bis zur kräftigen felsigen Gebirgsnatur der Alb und bis zur kargen Hochebene derselben, auf der kein Obstbaum mehr gedeihen will; diese beiden nur 2–3 Stunden von einander entfernten Gegensätze sind so verschiedenartig, daß man wähnen könnte, sie liegen viele Meilen weit auseinander.

Machen wir einen Gang durch den Bezirk und beginnen an seiner nordwestlichsten Spitze bei dem weithin sichtbaren Spreitbach, so finden wir hier den Charakter des mit dem Schwarzwald so nahe verwandten Welzheimer Waldes noch deutlich ausgesprochen; von der schmalen, für den Feldbau benützten Hochebene, die eine herrliche Aussicht an die Alb (von Kapfenburg bis zur Achalm) gestattet, brechen tiefe, enge, von lustigen Bächen durchzogene Thälchen ein, deren Gehänge theils mit saftiggrünen Wiesen bekleidet, theils mit dunklen Nadelwaldungen bestockt sind, aus denen die dem Welzheimer Wald eigenen Edeltannen mit ihren schlanken Gipfeln emporstreben. Auch die heimlichen Wohnungen erinnern an die des Welzheimer- und des Schwarzwaldes und verleihen unserer Waldgegend einen besonderen Reiz. Wandeln wir auf der Landstraße herab in das Leinthal, wie stille und anmuthig ist es hier in der schmalen, wiesenreichen, von der muntern Lein vielfältig durchkrümmten Thalebene, nur noch von einigen Mühlen und einzelnstehenden Häusern belebt. Die ziemlich hohen bewaldeten Thalgehänge treten weiter thalabwärts so nahe aneinander, daß sie dem bescheidenen Flüßchen kaum noch den Durchgang gestatten und keine menschliche Wohnung mehr Platz finden konnte. An der Stelle, wo die waldreichen abgeschiedenen Thäler der Roth und des Sulzbaches von Norden her in das Leinthal einbrechen und sich dasselbe plötzlich erweitert, erblicken wir das malerische Täferroth mit seinen zum Theil ansehnlichen, im Stil des Welzheimer Waldes erbauten Bauernhäusern, zwischen denen das alte gothische Kirchlein sich ehrwürdig erhebt. Weiter unten in dem Thal liegt freundlich hinter Obstbäumen Leinzell mit seinen meist kleinen Häusern und dem hoch emporragenden alten Schloß. Der Charakter des Thals wird milder und an den Thalgehängen weicht der Wald dem Feldbau. Etwa 1/2 Stunde unterhalb des Dorfs winkt von einer zwischen den Thälern der Lein und des Federbachs vordringenden Bergspitze das freundliche Horn mit seinem imposanten Schloß herab, und bietet die reizendste Ansicht in dem anmuthigen Leinthale soweit dasselbe unsern Bezirk angeht.

Ersteigen wir irgendwo die rechten Thalgehänge des Leinthales, so empfängt uns oben eine fruchtbare, für den Feldbau benützte Hochebene, auf der sich freundliche, geschlossene, mit Obstbäumen umgebene Dörfer lagern; aller Orten genießt man hier schöne Aussichten an

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_026.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)