Seite:Oberamt Gmuend 116.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

und es existirt noch im Manuscript eine interessante Selbstbiographie desselben).

Der ausgedehnte Betrieb des Hopfenbaus datirt übrigens erst seit 1851 in der Stadtmarkung und im Bezirke.

Auf Markung Gmünd sind unerachtet der ungünstigen Hopfenernten der letztverflossenen Jahre immer noch 300 Morgen dem Hopfenbau eingeräumt. Außerdem besitzen Gmünder Bürger auf den angrenzenden Markungen zusammen etwa noch 50 Morgen.

Ein eigentlicher Hopfenhandel besteht nicht. Der Absatz findet an Bierbrauer der Stadt und der Nachbarorte, außerdem nach Nürnberg und in die Rheingegend statt.

Der Umsatz des Erzeugnisses der Stadt Gmünd mag im besten Jahre, nämlich 1860 15000 Ctr. betragen haben. Der Centner wurde damals durchschnittlich mit 200 fl. bezahlt.

Der Versandt beginnt im September und dauert bis December.


4. Hausindustrie.

Schon oben wurde der Perlstrickerei erwähnt.

In Leinzell besteht eine Industrieschule, worin insbesondere den Kindern und ärmeren, gebrechlichen Frauenspersonen, welche zu Hause sich aufzuhalten genöthigt sind, Arbeitsgelegenheit zu verschaffen und die Ersteren von Jugend auf an Thätigkeit zu gewöhnen, in wöchentlich 20 Stunden unentgeltlicher Unterricht hauptsächlich in Strick- und Häckelarbeiten ertheilt wird. Es werden daselbst jährlich gegen 1000 Stück wollene Jacken gestrickt, wozu ein Fabrikant in Kirchheim das Garn liefert und per Stück bei vorschriftsmäßiger Arbeit den vorausbestimmten Arbeitsverdienst bezahlt. Außerdem werden jährlich etwa 15.000–16.000 Hauben und Kinderkittel angefertigt, welche in größeren Partieen an Kaufleute in Reutlingen verschlossen werden.

Die auf Rechnung der Lokalarmenkasse (Leinzell steht unter Staatsaufsicht und erhält namhafte Staatsbeiträge) stattfindende Anschaffung des Materials, die Versendung der Waaren, und das Rechnungswesen besorgt der Ortsvorsteher. Der ganze Betrieb geschieht unter Leitung des gemeinschaftlichen Amts zum unverkennbaren Vortheile der Gemeinde, indem 60–65 Kinder und gebrechliche Personen dadurch mit mäßigem Verdienst Beschäftigung erhalten, die außerdem dem Bettel, welcher früher in Leinzell stark eingerissen war, nachgegangen wären.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_116.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)