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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Fürsprache bei allen Behörden und Fürsten bis zum Kaiser hinauf. Namentlich war es der Ritterschaft Bestreben, die einmal mit ihr verbundenen Güter nicht wieder abtrennen zu lassen, vor allen Dingen das Recht der Besteuerung und der Konscription festzuhalten. Es wurde deßwegen ein Auslosungsrecht geltend gemacht und beim Kaiser ein solches Privilegium ausgebracht. In unserem Bezirk führte das zu Processen mit Württemberg, Rechberg, Gmünd, Ellwangen z. B., vgl. Lindach, Hohenrechberg, Bargau, Waldstetten, Wißgoldingen u. a. m. Die Erhebung des Ritterguts Hohenrechberg zur Reichsgrafschaft wurde dadurch hintertrieben.

Zu militärischen Dienstleistungen boten ursprünglich die Grundherrschaften ihre waffenfähige Mannschaft auf. Die Männer mußten alle mit den nöthigsten Waffen versehen sein zum Fußdienst, während die ritterlichen Herrn mit einem Gefolg angeworbener Knechte schwerbewaffnet zu Roß auszogen. Das mittelalterliche Fehdewesen flackerte um die Mitte des 16. Jahrhunderts noch einmal auf in der Fehde der Diemar zu Lindach (s. d.) gegen Gmünd.

Diese Stadt konnte früher eine zahlreiche, waffengeübte Mannschaft ins Feld schicken neben geworbenen Söldnern, und hielt späterhin eine Anzahl von geworbenen Musketiren auf den Beinen.

Die Mannschaften des Bezirks zum Kreiskontingent waren zu stellen zum Infanterieregiment Baden-Durlach und zu Württemberg-Dragonern.

Wie seit dem Zusammenbrechen der alten Staatenverhältnisse durch die französische Revolution die Bestandtheile des Bezirks allmählig an Württemberg fielen, ist bei I, 5 (Bestandtheile) gesagt worden. In Gmünd wurde sofort 1802/3 ein Oberamt errichtet, und demselben das altwürttembergische Amt Heubach und die Lorcher Ämter Täferroth und Frickenhofen zugetheilt. Der Bezirk wollte schon 1804 auf Kosten der Reichsritterschaft etwas ausgedehnt werden. Der Reichshofrath erließ jedoch ein Konservatorium, bayerisches Militär entfernte die aufgestellten „Militär-Stöcke“ mit der Aufschrift: „chur-württembergische Landesgrenze.“ 1806 wurden dem Oberamt Gmünd die Rittergüter des Bezirks einverleibt, dabei mit Hochenrechberg auch Ottenbach (jetzt O.-A. Göppingen) und Alfdorf samt Lauterburg-Hohroden; Winzingen und Ramsberg wurden dem O.-A. Göppingen zugewiesen.

1808 wurden dem Oberamt seine nördlichsten Gemeinden abgenommen und zu Gaildorf getheilt, besonders Holzhausen, Rupertshofen, Mittelbronn, Frickenhofen, Thonolzbronn, Hönig u. s. w., vgl. O.-A. Gaildorf S. 107.

1810 Okt. kam Gmünd zur Landvogtei an Fils und Rems und verlor bei dieser Gelegenheit Alfdorf, Pfärsbach, Waldau, Wüstenrieth, Wetzgau und die verschiedenen Deinbach an’s O.-A. Welzheim,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_140.jpg&oldid=- (Version vom 20.1.2021)