Seite:Oberamt Gmuend 161.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

und Täferroth, wohin dann die übrigen württembergischen Unterthanen auch gewiesen wurden; vgl. Unter-Böbingen und Mögglingen.

Die ritterschaftliche Pfarrei zu Bartholomä wurde von den Herrn von Wellwart reformirt und blieb in evangelischen Händen; der Pfarrer war keiner höhern geistlichen Behörde untergeordnet.

Die alten katholischen Landkapitel Lorch und Lautern wurden nach der Reformation zusammengeworfen und ein Kapitel Gmünd gebildet, welches in seiner jetzigen Gestalt 1810 organisirt worden und dem neu gestifteten Bisthum Rottenburg untergeordnet ist.

Die evangelische Pfarrei Täferroth wurde – mit Lorch – dem Dekanat Schorndorf zugewiesen und gehörte ursprünglich zur Prälatur Lorch, seit 1599 zum Generalat Adelberg. Heubach mit Ober-Böbingen und Degenfeld gehörte zum Dekanat Heidenheim und Generalat Adelberg, später Denkendorf.

Nach den Landeserwerbungen von 1802 ff. wurde dem neuen evangelischen Dekanat Aalen auch das Oberamt Gmünd zugetheilt, mit Ausnahme Täferroths, das mit Lorch zum neuen Dekanate Welzheim kam.

Beide Dekanate sind seit 1823 dem Generalate Hall zugewiesen, vorher war Aalen im Generalat Denkendorf und Ulm (1810), Welzheim im Generalat Urach.

Zur Zeit der Reformation regten sich im Bezirk auch die Wiedertäufer, namentlich zu Gmünd, s. da, und auf dem Aalbuch. Wolf von Rechberg strafte solche um Geld und ließ sie wieder laufen, vom Profoßen des schwäbischen Bundes aber wurden sie blutig verfolgt, vgl. Oberamt Aalen S. 321, k)[1]


3. Besondere Schicksale.

Da im Falkenloch beim Kitzinghof Gerippe, Asche und Kohlen gefunden worden sind, so mag man sich für die ältesten Zeiten schon höhlenbewohnende Menschen in der Gegend denken. Von Begebenheiten während der römischen Zeit ist nichts bekannt. Lyrers Erzählungen von den Brüdern mit den rothen Löwen als Schildzeichen sind Fabeln; gerade so verhält es sich mit der Erzählung von einer Ansiedlung und Kapelle bei Gmünd zur Zeit Karls M.

Daß die Umgegend zur Zeit der Hohenstaufen in Blüthe kam, manches kaiserliche Prachtgefolge durch’s Remsthal ziehen sah, – ist unzweifelhaft, aber Näheres wissen wir nicht mehr; vgl. Gmünd. Wie überall haben auch in unserer Gegend fast nur kriegerische Ereignisse ihr Andenken hinterlassen. So berührte gewiß der Kriegszug König Rudolfs I. 1278 gegen Herwartstein (über Königsbronn) auch unsern Bezirk, weil damals schon die Hauptstraße auf den Aalbuch und nach Nördlingen-Nürnberg wie nach Augsburg vom Neckarthal


  1. dort steht: „Bemerkenswerth ist, daß hier im Reformationszeitalter der berüchtigte Profoß des Schwäbischen Bundes, Aichelin, an einem Neujahrstag, von Ellwangen gesendet, eine Versammlung von Wiedertäufern – zu deren Sekte der Hofbauer samt allem Gesinde sich hielt – überfallen und weil Keines seinen Glauben verläugnen wollte, dieselben theils gehängt, theils verbrannt hat, bei 14 Personen.“
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_161.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)