Seite:Oberamt Gmuend 163.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

weil Franz von Sickingen beim Sachsenhof eine Herberg niedergebrannt hatte. Dem Landfrieden zum Trotz hatte Gmünd 1543 f. nochmals mit den Diemern zu Lindach eine Fehde auszufechten, wobei die Unterthanen gebrandschatzt und schwer beschädigt worden sind, Stadt und Land um 80.000 fl. Recht in Mitleidenschaft wurde die ganze Gegend im schmalkaldischen Krieg gezogen. Als die Verbündeten schon auf dem Rückzug von der Donau her begriffen waren, rückte die württembergische Landmiliz 10.000 Mann stark heran, kehrte jedoch wieder um. Der Kurfürst von Sachsen kam mit seinem Heer über den Aalbuch und besetzte die ganze Umgegend der Stadt Gmünd, die belagert – sich ergeben mußte, 26. Nov. 1546. Obgleich die Sachsen gleich weiterzogen und nur auf kurze Zeit eine Besatzung blieb, berechnete Gmünd den ganzen Schaden in Stadt und Land auf 150.000 fl. 1552 erpreßte Markgraf Albrecht von Brandenburg von Stadt und Landschaft 6663 fl. Im gleichen Jahre zog Herzog Christof durch’s Remsthal gegen Ellwangen und 1554 gegen Hohenrechberg u. s. w. Eine große Pest wüthete 1575, welche in Gmünd allein 2209 Personen soll weggerafft haben; 1599 besetzte Herzog Christof von Württemberg die rechbergischen Besitzungen in Folge des Erbfolgestreits; s. oben VII., 2.

Der 30jährige Krieg begann für die Gmünder Gegend schon September 1619 mit großen Beschwerden durch württembergische Einquartierung, welche das ganze Gebiet der Stadt besetzt hielt und viel Unfug verübte. 1622 war die Noth des Geldwesens durch die Kipper und Wipper so hoch gestiegen, daß 1 Viertel Korn bis auf 10 fl. stieg und 1. Pfund Brod bis auf 18 kr. 1 Viertel Schönmehl 2 fl. 30 kr., eine Salzscheibe 10 fl., 1 paar Ochsen bis zu 900 fl., ein Kälbchen 30 fl., ein gemästet Schwein 100 fl., 1 paar alte Hämmel 50 fl., 1 Krautkopf 20 kr., 1 Pfund Schmalz 26 Batzen, 1 Pfund Lichter 1 fl., 1 paar Mannsstiefel 25 fl., das Sohlen 2 fl. 30 kr., 1 paar gemeine Schuhe 4 fl., 1 Pfund Eisen 10 Batzen, ein Holzbeil 4 fl., Leinentuch 5/4 breit 1 Elle 18–22 Batzen! Zu andern Zeiten stiegen wenigstens die Lebensmittel, wie 1636 das Malter Korn 36 fl. kostete und auch wieder auf die Hungersnoth großes Sterben folgte in Stadt und Land.

Von zahlreichen Durchzügen verschiedener Heerschaaren haben sich mancherlei Nachrichten aus verschiedenen Orten des Bezirks erhalten z. B. 1624, 25, 26, 27, 28, 29; 1631 ff. 1634 wurde Gmünd und Umgegend während der Nördlinger Schlacht 27. August von einer kaiserlichen Streifparthie überfallen und geplündert. – Zum Schluß des Kriegs setzten sich nochmals die Schweden in Gmünd fest 1647/48, welche beim Abgang die große Sägmühle verbrannten.

Die Stadt Heubach schlug ihren Schaden im ganzen Krieg auf

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_163.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)