Seite:Oberamt Gmuend 167.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

läuft die Grenzstraße genau auf der Wasserscheide zwischen Rems und Lein und hatte, stets auf dem Rücken der Hochebene hinziehend, hier ein Terrain gewonnen, das in strategischer Beziehung für die Römer nichts zu wünschen übrig ließ. Die Führung der Grenzstraße ist wo möglich eine schnurgerade und wenn die Terrainverhältnisse eine Änderung der Richtung bedingten, so geschah dies in Winkeln, nicht in Bögen, wie bei den gewöhnlichen Römerstraßen, wodurch sie sich von den letzteren wesentlich unterscheidet; dagegen ist die Struktur wie bei den übrigen Römerstraßen im römischen Zehentlande, nämlich eine dammartige, 2–5′ hohe Anlage mit 12′ breiter Fahrbahn. Die Pflasterung der Straße besteht aus meist großen, etwas zugerichteten Steinen mit reichlichem Mörtelverband; letzteres ist bei den gewöhnlichen Römerstraßen, wenigstens in Württemberg, seltener der Fall und mag wohl zu der irrigen Ansicht, daß die Straße eine Mauer gewesen sei, und daher zu der gewöhnlichen Benennung Teufelsmauer Veranlassung gegeben haben. Durch den Umstand, daß man diese sog. Teufelsmauer auf große Strecken heute noch als Straße benützt und nebenbei auch Hochstraße und Heerstraße nennt, wird die aus der Phantasie des Volks entsprungene Ansicht am sprechendsten widerlegt, denn auf die Reste einer Mauer wird wohl Niemand eine Straße gründen.

Außer den an dem Limes zunächst gelegenen festen Punkten legten die Römer zur weiteren Deckung derselben noch mehrere nicht unbedeutende Verschanzungen an, indem sie nördlich und südlich von der Grenzstraße auf den Hochebenen, in welche Thäler und Schluchten tief eingreifen, an schmalen Stellen von einem Thalrand zu dem andern Gräben und Wälle anlegten, die heute noch Landgraben, Teufelsmauer, Schanzgraben etc. genannt werden. Derartige Verschanzungen treffen wir in unserem Bezirk bei Zimmerbach von einer Seitenschlucht des Leinthals bis zu einer Seitenschlucht des Roththals bei Thanau; ferner südlich von Herlikofen, von dem Thälchen, das bei Burgholz in das Remsthal eingeht, bis an das Schießthal, und an der Muthlanger Grenze, unweit des Rehnenhofs. Außerhalb unseres Bezirks kommen derartige Verschanzungen noch viel häufiger vor, um daher ein anschauliches Bild von diesem alten Vertheidigungssystem bieten zu können, ist es nothwendig, hier über den diesseitigen Bezirk hinauszugreifen und noch weitere derartige Verschanzungen anzugeben; wir finden z. B. in dem angrenzenden Oberamtsbezirk Welzheim schmale, zwischen tiefen Thälern hinziehende Hochrücken, verschanzt bei Adelstetten, Vorder-Steinenberg, Hinter-Steinenberg, Wahlenberg und Hinter-Linthal; in dem angrenzenden Oberamtsbezirk Gaildorf bei Ruppertshofen und bei Eschach; ähnliche Verschanzungen sollen sich bis in die Gegend von Ellwangen fortziehen. Aus diesem geht klar hervor, daß die Römer ihre Grenze auf beiden Seiten, namentlich

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_167.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)