Seite:Oberamt Gmuend 179.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

bis zum abgegangenen Arenthorthurm beim Waisenhaus, weiter in südwestlicher Richtung bis zum Bogenbergle, wo sich ein Einlaßthörchen mit Thurm befand und endlich wieder zum Bocksthor beim Taubstummen-Institut.

An dieser inneren Stadtmauer lief ein Zwinger mit Graben, der vom sog. Thörle bis zum Königsbronner Hof theilweise noch erhalten ist; die Mauer selbst besteht noch in ziemlich großer Ausdehnung. Die Befestigung war verstärkt durch Wassergräben, in welchen ein Arm des Waldstetterbachs von dem Waldstetterthor an bis hinter das Spital lief, während der Rems-Mühlbach dem Höferlinsbach folgte und sodann längs des kalten Markts im Stadtgraben bis zum Hahnenbach floß. Erst Kaiser Sigmund erlaubte 1414/1415 die Stadtmauer zu durchbrechen und einen Mühlgraben innerhalb der Stadt bis zum Spital zu führen, wo er mit dem alten Stadtbach oder Thierbach sich vereinigte, der 1531 mit Eichenholz eingefaßt wurde, heutzutage größtentheils überwölbt ist.

Außerhalb der ursprünglichen Stadt (Altstadt) bildeten sich allmählich Vorstädte, welche als Eutighofer-, Waldstetter-, Rinderbacher-, St. Johann- und Kapellen- oder gewöhnlicher St. Leonhards-Vorstadt in Urkunden genannt werden. Der Name Arenvorstadt kommt nicht vor, wohl aber gab es Häuser vor dem Thor, z. B. das schon 1485 abgegangene Arenbad und die Fischhäuser.

Alle diese Vorstädte wurden um ihrer gestiegenen Bedeutung willen wahrscheinlich gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts zur Stadt geschlagen und ummauert.

Die äußere Stadtmauer ist an manchen Stellen noch erhalten und theilweise noch mit dem ursprünglichen Umgang versehen, auch der außerhalb an ihr hinziehende Stadtgraben und Wall ist noch auf größere Strecken sichtbar. Die Befestigung läuft und lief in südlicher Richtung von dem äußeren Bocksthor oder Eutighofer Thor, das mit einem Thurm versehen war, bis zum Ziegelgäßle (auf dieser Strecke standen 4 Halbrondele, von denen eines noch erhalten ist), von hier gegen Osten ziehend zum Waldstetter- jetzt abgegangenen Thorthurm bis an die Ecke bei der Zeiselmühle, wo sie sich gegen Nordwesten wendet und sich alsdann bei dem sog. Thörlesthurm an die alte (innere) Stadtmauer anschließt, von der sie am Königsbronner Hof rechtwinkelig wieder abgeht und an den Königsthurm hinzog. Dieser sehr ansehnliche halbrunde über 100′ hohe Thurm, der gegen die Stadt hin offen ist, hat eine erhöhte Lage und beherrscht die ganze Stadt. Von da lief die äußere Stadtmauer in nordöstlicher Richtung bis an ein Halbrondel und hier sich gegen Nordwesten wendend bis an den viereckigen, mit einem Zeltdach bedeckten Rinderbacher Thorthurm, der gegen 100′ hoch, und mit einem spitzbogigen Durchgang versehen ist; an seiner Außenseite sind ziemlich hoch oben

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_179.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)