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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

verhandelt wurden. So hielt z. B. 1483 der Schultheiß Gericht „auf der Herren vorderer Trinkstube“. Im Jahr 1426 wurde die Bürgerstube oder bürgerliche Trinkstube beim Pfauen errichtet. Jede Zunft hatte ihr Zunfthaus, welche auch als Trinkstube diente. Den Handwerksgesellen war die Errichtung eigener Trinkstuben ausdrücklich verboten.

Von älteren, meist von Baumeister Heinrich Keller in edlem Rococostil erbauten Privatgebäuden nennen wir: das Kaufmann Debler’sche Haus (v. J. 1773), ehemals Kloster Lorch’sche Verwaltung, das Erhard’sche Wohnhaus, das ehemalige Moorische, jetzt Feuerlin’sche Haus (1758), das des Kaufmann Rob. Walter (1753), des Fabrikanten Deyhle, des Xav. Rieß (1773), des Bapt. Meier (1767); das Postgebäude, die Kirchen- und Schulpflege (1765), das Taubstummen-Institut, das ganz mit Fresken geschmückte, jüngst erneuerte Haus des Apotheker Achilles Doll und ein schönes Sgraffitohaus bei der Franziskanerkirche. Ein interessantes, wohl noch aus gothischer Zeit stammendes Gebäude mit ausgezeichnet schönem Holzbau ist das dem Spital gegenüber stehende sog. Arenhaus.

Zu den ältesten, in die romanische Zeit noch zurückreichenden Gebäuden gehören die neben einander stehenden und ursprünglich zusammen gehörigen Häuser des Kaufmann Welker und des Flaschner Müller in der Marktstraße, welche den Hohenstaufen als Jagdhaus gedient haben sollen; das eine ganz aus Stein, das andere mit festem steinernem Unterstock und reichem aus Holz aufgeführtem Oberbau. Die Mauern sind auffallend stark und im Unterstock bestehen noch alte Kreuz- und Tonnengewölbe; im zweiten Stockwerk zeigt sich noch der Rest eines durch Rundbögen verbundenen Kreuzgewölbes, das auf einer steinernen Säule ruht. In den alterthümlichen Hintergebäuden des Gasthofs zum Mohren findet sich noch eine trefflich geschnitzte Säule im Renaissancestil mit der Jahreszahl 1611.

Von architektonisch schönen Privatgebäuden aus neuester Zeit sind zu erwähnen: das mit schönen Gartenanlagen umgebene Wohnhaus des Kaufmann Eduard Forster in der Bockgasse, das demselben gegenüber stehende Haus des Kaufmann und Fabrikanten J. B. Ott, das Kaufmann Böhm’sche Haus in der untern Bockgasse etc.

In der nächsten Umgebung der Stadt bestehen schöne, mit Lustgärten umgebene Villen, wie die des Stadtrath Buhl, mit ausgezeichnet schöner Aussicht in das Remsthal und an die Alb; dazu gehört ein gegen 6 Morgen großes Gut, von dem ein großer Theil sehr sinnig als Garten, mit künstlichen Ruinen, Grotten, Wasserwerken etc. angelegt ist. Ferner die Ott’sche Villa, mit einem etwa 9 Morgen großen Gut, nebst herrlich angelegtem Garten, dann der ansehnliche, sehr schön angelegte Maier’sche Garten (Wirthschaftsgarten)

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_212.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)