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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

1802 ausziehen und das ganze Kloster wurde in eine Kaserne verwandelt, bis heute.

4) Kapuziner aus der österreichischen Provinz kamen an etliche Orte in Schwaben und Franken und so auch nach Gmünd, was 1715/16 Differenzen mit der schwäbisch-fränkischen Kapuziner-Provinz verursachte. Die ersten Brüder logirten 1644 in Privathäusern, 1652/53 wurde ihnen ein Kloster samt Kirche zum heil. Ulrich in der sogenannten Wildeck gebaut, wo mehrere Häuser waren erkauft worden, um einen passenden Bauplatz zu bekommen. Durch Geschenke und Legate hauptsächlich war das Geld zusammengekommen; die Stadt gab jährlich 10 Klafter Holz, die Nahrung kam durch Terminiren, Meßstipendien und den Portiunkula-Ablaß. Sie predigten auch in der Pfarrkirche und beim Salvator.

Dieses Kloster wurde 1810 aufgehoben und die übrigen zehn Patres und 10 Fratres nach Ellwangen versetzt. Die Klostergebäude sind verkauft und abgebrochen worden.

5) Das Klösterlein zum St. Ludwig von Toulouse, an Wildeck gelegen, wurde 1445 von einer Anna Hammerstetterin gestiftet, als ein Haus für 4 Seelschwestern (Wittwen) zu frommen Diensten an Sterbenden und Todten. Der Magistrat befreite Haus und Hof und Garten von allen bürgerlichen Lasten, durfte auch unter den 4 Seelschwestern eine zur Meisterin machen. Dieselben erwarben Einkünfte und 1485/87 wurden sie vom Franziskanerorden als Tertianerinnen aufgenommen und bei dieser Gelegenheit einige Nonnen aus Villingen hieher verpflanzt, auch eine Hauskapelle zum heil. Ludwig eingerichtet. 1606 kam’s zu einer Visitation, weil Unordnungen vorgekommen waren, scandalöses Leben und Hader unter einander u. s. w. Damals wurde freie Aufnahme von Schwestern und freie Wahl der Meisterin gestattet, gute Disciplin eingeschärft. Nun entwickelte sich aber mehr und mehr das Streben, sich als Franziskanerinnenkloster geltend zu machen und die alten Dienste an Sterbenden und Todten fallen zu lassen. Dagegen protestirte 1681 und processirte 1684 der Magistrat, eine kaiserliche Commission half aber 1686 zur Anerkennung als Kloster. Es wurde nun Clausur eingeführt, 1700 mit dem Stadtpfarrer ein Vertrag gemacht und 1703 eine eigene Kapelle (bald auch mit Glockenthürmchen) erbaut, welche gegen den Vertrag einen Eingang von außen bekam, so daß die Stadtbewohner häufig diese von einem Franziskaner gehaltene Messe besuchten; 1732 bekam das Kloster den Leichnam des heil. Christianus geschenkt. Das Klostergebäude ist 1764 f. vergrößert und zum Theil ganz neu aufgebaut worden und beherbergte 1803 zwölf Schwestern.

1803 erfolgte die Säcularisation, die eine Zeit lang aus dem Haus verwiesenen Schwestern durften aber wieder hineinziehen und bekamen die Bestimmung, eine Industrieschule für die weibliche Jugend

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_268.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)