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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

zu halten. Die Kirche wurde in ein Magazin verwandelt, ins Klostergebäude wurden später die katholischen Volksschulen und die gelehrten Schulen verlegt.

Zu den Gmünder Klöstern darf endlich auch das

6) Dominikanerinnen Nonnenkloster Gotteszell gerechnet werden, obwohl es 1/8 Stunde von der Stadt entfernt liegt.

1240 in vigilia annunciationis stifteten zwei Wittwen Schaupp von einer Geschlechterfamilie (Schopo) zu Gmünd dieses Kloster des Ordens des heil. Dominikus cella Dei, 1246 bestätigt vom Papste Innocenz IV.; ein kaiserlicher Gunstbrief ist von 1309.

An der Spitze des Convents standen je eine Priorin und Subpriorin; die Nonnen gehörten großentheils den Familien des umwohnenden Adels und der Gmünder Patricier an, welche da ihre Töchter versorgten, die im Genuß von besondern Einkünften lebenslang bleiben durften, solche bisweilen auch noch auf eine Verwandte vererben konnten, ehe die Vergabung an das Kloster fiel. Einen Br. Conrad Taler, Laienbruder des Frauenklosters zu Gotteszell, fanden wir 1347.

Das Kloster war auf einem bedeutenden Hofgut errichtet worden, daneben besaßen auch die Herrn von Rechberg ein Gut, bis Johann von Rechberg 1350 dasselbe mit Haus und Hofreit dem Kloster schenkte. Dieses hatte sich von den Herrn von Rechberg überhaupt vieler Wohlthaten zu erfreuen, z. B. 1326 der Stiftung einer besondern Kaplanei für das Kloster, welches Behausung und Beholzung auf dem Klosterhof dazu geben sollte. Eine ewige von den Dominikanern in Gmünd zu haltende Messe in der Klosterkirche stiftete 1350 der schon genannte Johann von Rechberg durch Transferirung der Schloßkaplanei zu Bettringen. Das Präsentationsrecht der Kaplanei sollte der Magistrat zu Gmünd haben, welcher darüber einen Vertrag 1408 abschloß. In späterer Zeit ging die besondere Klosterkaplanei ein und 1670 machte das Kloster mit den Dominikanern einen Vertrag über die Besorgung aller Gottesdienste, täglich eine Messe oder heil. Amt, alle 14 Tag eine Predigt und besondere Verrichtungen nach den heiligen Zeiten. Dreimal im Jahr dürfen die Nonnen auch einem andern Herrn Pater beichten, als dem eigentlichen confessionarius. Die Belohnung für das alles sind 100 fl. jährlich – womit die Dominikaner späterhin nicht mehr zufrieden waren, so daß 1762 ein neuer Vertrag gemacht wurde, – auf 300 fl., 25 fl., 8 Klafter Holz und verschiedene Essen und Extra-Verehrungen für den Prediger und Beichtvater.

Während des Städtekriegs war das Kloster verbrannt worden, das 1450 wieder aufgebaut wurde. Im Bauernkrieg flüchteten die Nonnen ihre Kleinodien, Ornamente und Urkunden in die Stadt und retteten sie dadurch vor dem Untergang, weil der Gaildorfer

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_269.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)