Seite:Oberamt Gmuend 281.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

weiter auszubreiten, war so deutlich, daß die benachbarten Reichsstädte Gefahr fürchteten und das um so mehr, nachdem die Grafen durch kaiserliche Übertragung der schwäbischen Landvogtei eine weitere Handhabe für ihre Pläne bekommen hatten. Kein Wunder also, wenn die Gmünder und Eßlinger besonders an den Kriegszügen der Kaiser gegen Württemberg 1310 und 1360 recht eifrig sich betheiligten. Graf Eberhard mußte 1360 versprechen, die Straßen zu öffnen, neue Zölle abzuthun und das in die Reichsstädte Ziehen nicht zu verhindern; das waren also die Hauptklagen gewesen. Das verpfändete Schultheißenamt zu Gmünd samt Umgeld wurde zugleich abgelöst – aber 1376 noch einmal verpfändet, nachdem Graf Eberhard schon 1371 die Landvogtei wieder bekommen hatte. Sobald in Folge der Reutlinger Schlacht 1377 die schwäbische Landvogtei für immer verloren war, bahnte sich ein besseres Verhältniß an; Graf Eberhard wurde 1379 durch Pfalzgraf Friedrich mit Gmünd verglichen und nach Ausgang des zweiten Städtekriegs, wo sich Gmünd und Württemberg wahrscheinlich auch bei Döffingen in den Waffen gegenüberstanden, wurde 1394 ein Bund zwischen beiden geschlossen und die Stadt schickte dem Grafen Hilfstruppen gegen die Schlegler bis an die Jagst und den Kocher. Der Bund mit Württemberg wurde 1400 und von Zeit zu Zeit erneuert, in der Geroldsecker und Hohenzollerischen Fehde stritten Gmünder für Württemberg. Erst 1447 gabs neue Klagen, besonders wegen Erhöhung des württ. Zolls bei Eßlingen u. s. w. In dem nun ausbrechenden dritten Städtekrieg erlitten die Städter bei Eßlingen eine bedeutende Niederlage, 1450 wurde aber der Friede hergestellt und Graf Ulrich erlaubte seinen Unterthanen wieder mit den Reichsstädten Handel und Verkehr zu treiben, Lebensmittel zuzuführen u. s. w. Einen besonderen Bund mit Gmünd und andern Städten schloß wieder Graf Ulrich 1455/57, er fand auch da Beistand im pfälzisch-bayerischen Kriege 1461. Zu Sicherung der Straßen gegen Räubereien u. dgl. verbanden sie sich 1464 und ein fünfzigjähriger Bund nebst Übereinkunft wegen der Centgerichte wurde 1476 geschlossen mit Graf Ulrich, der 1479 selbst nach Gmünd kam; Graf Eberhard trat ihm 1482 bei. Seit 1488 fing der schwäbische Bund an, den Landfrieden besser zu sichern; im Pfälzer Krieg hielten sich die Gmünder recht wacker unter des Herzogs Ulrich Fahnen und erst Ulrichs Krieg mit dem schwäbischen Bund führte auch die Gmünder wieder einmal als Feinde in sein Land 1519, was später Reklamationen verursachte. Daß zu Gmünd die Reformation nicht angenommen wurde, hinderte weiterhin ein näheres Verhältniß zu Württemberg und gab 1562 einen Hader mit Herzog Christof, doch wurden allerlei nachbarliche Differenzen 1587 freundlich verglichen.

Hier mag auch das Verhältniß zum bedeutendsten nächsten Nachbar etwas eingehender besprochen werden. Die Herren v. Rechberg

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_281.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)