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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

sie ihn nach 1638 wiederum zurückverlegen wollten. In den Bedrängnissen des 30jährigen Kriegs verkauften nemlich die Herren v. Wellwart ihren Marktflecken auf dem Aalbuch St. Bartholomäi an den Ulmer Patricier Hans Jacob Schad 1638. Weil aber Ulm von seinen Bürgern die Contribution ihrer Besitzungen forderte und auch der Ritterkanton Kocher die Steuer ansprach, so gabs Zwistigkeit, um so mehr, weil der Ort halb verbrannt sei. Darum erklärt sich die Ritterschaft bereit zu warten, bis der Ort wieder aufgebaut und mit Unterthanen besetzt sei. Die Schweden sollen so schlimm gehaust, Kaiserliche einmal den ev. Pfarrer erschossen haben; 3 Steine 4′ hoch beim Anfang des Wenthals bezeichnen den Platz. Noch 1682, nachdem E. A. v. Wollmershausen zu Amlishagen den Ort gekauft hatte, lagen viele Güter öde und war ein Theil der Häuser abgebrannt, Kirche und Pfarrhaus baufällig. Beim Aussterben der Herren v. Wollmershausen 1708 fiel auch Bartholomä an die weiblichen Erben und zwar zunächst an die Tochter Sofie Charlotte, verwittwete Gräfin von Pappenheim, welcher es jedoch bald ihr Schwager F. E. vom Holz zu Alfdorf streitig machte, indem jene blos den usus fructus nicht den vollen Besitz erhalten habe. Nach dem Tode der Gräfin erwarben die v. Holz 1740 auch die Ansprüche des dritten Schwagers, General v. Clengel, und wurden die Alleinbesitzer des Ritterguts, auf welchem in dieser Zeit zahlreiche Schutzgenossen aufgenommen wurden, welche je ein Häuschen ohne Grundbesitz bekamen, vom Hausirhandel hauptsächlich und etlichen Gewerben sich nährend. So entstand die katholische Bevölkerung der vorher blos evangelischen Gemeinde, welche der Sage nach ehemals nur 7 Häuser zählte. In Folge einer Überschuldung ergriff zuletzt die v. Holzische Creditorschaft Besitz von den allodialen Gütern und Bartholomä kam an Legationsrath Pistorius und zuletzt an † Kanzleirath Steudel.

Außer vielen Kriegsdrangsalen, indem die Straße aus dem Remsthal nach Heidenheim über Bartholomä führte (1701 Plünderung durch die Franzosen), wurde der Ort häufig von Brandunglück heimgesucht, 1754 (5 Gebäude), 1758 (11), 1785 (2), 1845, 1849, 1865. Die Strohdächer hauptsächlich verursachten früher die weite Verbreitung des Feuers.

Das Alter der Kirche und Pfarrei ist nicht bekannt; vielleicht war sie ursprünglich Filial einer rechbergischen Pfarrei, weil die Herren v. Rechberg das Patronat besaßen, z. B. 1476, welches später in die Hände der Wellwart’schen Gutsherrschaft kam. 1484 war Martin Schöllkopf, Pfarrer, zum Kapitel Lorch gehörig.

Die Herren v. Wellwart reformirten und ihre Unterthanen zu Lauterburg waren Filialisten, wurden aber beim Verkauf 1638 nach Essingen gewiesen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_303.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)