Seite:Oberamt Gmuend 337.jpg

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Trümmer der Burg Rosenstein wurzeln. Prächtige Aussichten bieten sich natürlich rings auf den Bergen, wie auch schon an ihren Abhängen, die schönsten auf dem Scheuelberg und auf dem Rosenstein (s. u.). Dann stehen auch herrliche Felspartieen in der Teufelsklinge: diese wird hinten von senkrechter, 250′ hoher Felswand im Halbkreis geschlossen, aus der nach langem Regen oder nach der Schneeschmelze ein Quell aus tiefem Kessel in starkem Bogen hervorbricht und einen weithin stäubenden Wasserfall bildet; – ein schauerlich öder, verlassener, trauriger Ort, in den die Sonne nur selten hinabscheint, voll stachliger Schlinggewächse und starrender dunkelübermooster Felstrümmer; aber schön durch diese Öde leuchtet hier der hohe, goldgelb blühende Enzian. Die Volkssage will wissen, daß vor Alters einmal der Heiland auf dem Rosenstein mit dem Satan gestritten und ihn besiegt habe, worauf er ihn in die Teufelsklinge bannte auf so lange, bis daß seine Zeit um sein würde, und er erlöst werden könne; und so oft sich unten der Satan regt, schwillt der Quell brausend über. Zugleich soll die Teufelsklinge, „so lange die Welt steht“ in ihrer alten Gestalt verbleiben und nicht eben werden (s. Meier, Sagen aus Schwaben, Theil I. S. 161). Oberhalb der zweiten Krümmung der Bartholomäer Steige ist eine sehr anmuthige Stelle: eine reiche, nie versiegende Wasserquelle rinnt hier am Waldrand über das dicht bemooste Felsengestein.

Erdfälle zeigen sich oberhalb der alten Lauterburger Fahrsteige auf dem Aalbuche; auch klingt es an verschiedenen Stellen des Rosensteins hohl und beweist, daß hier Höhlen, vielleicht sehr ausgedehnte, verborgen liegen; es treten auch wirklich mehrere zu Tage, die eine, das sog. „kleine Haus,“ im Felsen unterhalb der Ruine Rosenstein, eine seitwärts dieser die „Scheuer“ in dem Felsen oberhalb des Schießplatzes, in der Nähe „das große Haus“ und endlich die bedeutendste, das sog. finstere Loch, zieht sich bei einer Viertelstunde Länge in südöstlicher Richtung am Berge hin und besteht aus zwei Theilen; der eine hat einen schöngewölbten Eingang und erhält nach und nach eine Breite von 25–35′ und eine Höhe von 25–30′. Weitere Höhlen sind die mehr einer Felsennische gleichende Jakobshöhle, oberhalb Beuren, und die erst seit zwölf Jahren entdeckte, ganz im Wald verborgene Höhle auf der südöstlichen Seite des Hochberges, oberhalb der ersten Wendung der Bartholomäer Steige; (s. im allgemeinen Theil den Abschnitt „Erdfälle und Höhlen“).

Die ziemlich unebene Stadt hat ein freundliches und angenehmes Aussehen, namentlich ist der Marktplatz hübsch und geräumig; die meist breiten Straßen sind reinlich, gehörig chaussirt, seit 1862 mit Seitenkandeln versehen und erhielten 1864 Laternenbeleuchtung.

Die einst mit Umgang versehenen Stadtmauern sind längst verschwunden und nur der Stadtgraben hat sich an einzelnen Stellen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_337.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)