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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

sog. Krankenbrunnens anerkannt. Zwei Wasserleitungen mit hölzernen Deucheln bestehen.

Auch die Markung ist reich an guten Quellen, wovon die bedeutendste der Lauterursprung im Staatswald Schwabengrund; dann fließen darüber die Lauter, die von dem Lapperthälchen her einen starken Zufluß empfängt. Bei Schneeabgang ist sie schon verheerend ausgetreten. Einige Weiher, jetzt Wiesengrund, lagen in der Richtung gegen Hermannsfeld.

Vicinalstraßen gehen von hier nach Heubach, Mögglingen, Hohenroden und Lauterburg. Über die Lauter führen drei steinerne Brücken und fünf hölzerne Stege, sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten.

Die geordneten Einwohner sind körperlich wohlgebildet und gesund; gegenwärtig zählen vier Ortsangehörige über 80 Jahre. Ihre Tracht nähert sich mehr und mehr der städtischen.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht, unter den Gewerbetreibenden die Leineweber am zahlreichsten vertreten; viele davon verfertigen in neuerer Zeit Korsetten, die nach außen abgesetzt werden. Es bestehen zwei Kramläden, zwei Schildwirthschaften, worunter eine Brauerei, eine Ziegelei und zwei Mahlmühlen mit je drei Mahlgängen und einem Gerbgang, eine davon auch mit einem Ölgang, dann in der Nähe des Lauterursprunges eine Säg- und Ölmühle.

Ein Steinbruch oberhalb des Orts, der Kalksteine, und einer am Lauterursprung, der Tuffsteine liefert, genügen kaum für das örtliche Bedürfniß; überdieß ist noch eine Lehmgrube vorhanden.

Die Vermögensverhältnisse sind befriedigend; der vermöglichste Bürger besitzt 80 Morgen, worunter 4 Morgen Wald, der Mittelmann 30–40, worunter 4 Morgen Wald, der wenig bemittelte 2–3 Morgen Feld. Nur drei Bürger haben gar keinen Grundbesitz. Armenunterstützung ist gegenwärtig keine nöthig.

Die Lage der ziemlich großen Markung ist im Süden, wo die Alb in dieselbe eingreift, sehr bergig, im übrigen Theil, am Fuß der Alb, flachwellig. Der Boden gehört im allgemeinen zu den weniger fruchtbaren und besteht, soweit er die Alb angeht, aus den kalkreichen Zersetzungen des weißen Jurakalks, am unteren Abhang der Alb erscheinen die Verwitterungen des braunen Jura, häufiger aber rauhe, mit Trümmergesteinen vielfältig gemengte Böden, die sich von dem Steilabfall der Alb losgetrennt und hier abgelagert haben. Im Flachland tritt meist ein Lehm auf, der gewöhnlich in geringer Tiefe von dem schwarzen Jura unterlagert wird und daher häufig naßkalt ist; ein fruchtbarer, tiefgründiger Lehm kommt hauptsächlich in der Richtung gegen Mögglingen vor.

Das Klima ist, abgesehen von dem ohnehin rauhen Theil der Alb, nicht sehr mild, die Nächte auch den Sommer über meist kühl

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_361.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)