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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

einer ritterlichen Familie „von Leinzell“ haben wir keine urkundliche Spur gefunden, aber die Familie der Taler, gen. Bürger, von Gmünd trug z. B. 1429 die Veste Leinzell mit der Mühle und andern Gütern zu Lehen vom Kloster Ellwangen. 1483 verkaufte Hans Taler den Burgstal Leinzell an Georg v. Grünberg, von welchem ihn Propst Albrecht sogleich erwarb. Albrecht v. Winkenthal bewarb sich noch 1483 um dieses Lehen, es wurde aber 1484 an Rudolf v. Westerstetten verliehen, dessen Grabmal in der Kirche noch heut zu sehen ist, † 1504. Rudolf II. v. Westerstetten verkaufte das Gut an Hans Heinrich v. Horkheim 1530, dessen Wittwe es gleich darauf ihrem Schwager Ernst v. Horkheim überließ. So kam Leinzell in dieselben Hände mit Horn (s. d.); von den Brüdern Wolf Kaspar und Hans Jörg v. Horkheim hatte ersterer Leinzell, der zweite Horn. Beide Güter fielen an die Trochtelfinger Linie v. Horkheim, als aber diese mit Wolf Kaspar II. ausstarb, steuerte 1604 seine Wittwe zum Kanton Kocher für ihre Unterthanen zu Leinzell und Horn. Diese Wittwe Anna, geb. v. Stein, heirathete wieder einen H. B. Fauber v. Randegg und brachte ihm Horn zu, während eine Tochter erster Ehe mit Herrn Jörg Christof v. Ursenbeck zu Amberg sich vermählte und ihm Leinzell zubrachte, das er 1609 und 1611 z. B. besaß. Doch war diesem Herrn das neue Gut allzu abgelegen, darum verkaufte er es an seinen Schwiegervater Hans Burkhard Fauber v. Randegg 1612 mit allen Rechten, Jurisdiction u. s. w.

Weil Frau v. Randegg keinen Sohn hatte, fiel das Mannlehen an Ellwangen zurück und das Stift belehnte nun damit Herrn Valentin Lang, der aus dem Erzbisthum Bremen stammend, Oberkommissär bei der kaiserlichen Armee und 1634 geadelt worden war. Er trat als Rath und Oberamtmann zu Heuchlingen in Ellwangensche Dienste und bat 1646 um Aufnahme in den Verband der Reichsritterschaft. Sein Sohn Johann Friedrich v. Lang c. ux. Adelmann machte noch einige Erwerbungen, z. B. 1665 zu Dewangen, Faulherrn und Rodamsdörfle (s. Oberamt Aalen), bei dem Enkel und Urenkel jedoch Johann Jacob v. Lang (1690–1720) und Johann Christof Wilhelm Gottfried v. Lang 1728 – † 1751 (Ellwangen, Oberforstmeister und Oberamtmann) zeigen Verkäufe (von den Gütern in Dewangen, Reichenbach etc.) einen Zerfall an, so daß die Söhne Gottfrieds: Karl und Franz in langes Schuldenwesen und, wie eine ritterschaftliche Steuerexekution berichtete, bitterste Armuth hineinkamen. Zugleich erregte Karl v. Lang († 1821), ein unruhiger Kopf, große Aufregung durch sein Projekt, seine Hälfte des Guts gänzlich von der andern zu trennen und das früher erkaufte sog. Wirthsgut als der Ritterschaft gegenüber exemt zu behandeln. Die jüngsten Generationen der Familie siehe in den genealogischen Taschenbüchern.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_370.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)