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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

den Alleinbesitz von Hohen-Rechberg mit 30.000 fl. erkaufen 1639. Kaspar Bernhard, seit 1626 Graf v. Rechberg, ließ Hohen-Rechberg zu einer reichsfreien, unmittelbaren Herrschaft des Römischen Reiches und schwäbischen Kreises erheben 1638, was die Reichsritterschaft bestritt und zuletzt hintertrieb. Die Franzosen eroberten und besetzten die Burg 1648 mit List (Martens 486). Im spanischen Successionskriege diente Graf Franz Albert in Bayern auf französischer Seite und die Württemberger überfielen deßwegen und besetzten die Burg 1704, – auf welche sich Österreich 1713 das Öffnungsrecht verschreiben ließ, wo aber, ohne solches Recht, 1796, 2. August, General Moreau einen Besuch machte und den Kirchberg bestieg.

Auf dem Rechberger Kirchberge soll zu einem schönen, aus Lindenholz geschnitzten Marienbilde, das ein Eremit auf den damals noch bewaldeten Berg gebracht hatte, eine Wallfahrt entstanden sein, welche zum Bau einer hölzernen Kapelle führte, die bald so begütert wurde, daß sie z. B. 1424 2 Güter um 350 fl. und andere um 1434 fl. kaufen konnte. An einigen Tagen im Jahr veranlaßte die starke Wallfahrt zugleich einen bedeutenden Markt. 1488 ließ Ulrich v. Rechberg in der Nähe der stehen gebliebenen hölzernen Kapelle eine steinerne bauen, und stiftete dahin 1491 eine ewige Messe, welche von benachbarten Pfarrern und Gmünder Klostergeistlichen sollte gelesen werden, (ein Jubelfest wurde 1791 gefeiert, 8 Tage lang) und ein ewiges Licht. (Die Urkunde sagt nichts von der sagenhaften Zurücktragung des Marienbildes durch Engel.)

1686/1688 baute Graf Bernhard Bero die jetzige Kirche an der Stelle der hölzernen Kapelle und die erste Steinkapelle wird zum Pfarrhaus umgebaut (der Thurm abgetragen) und 1699 ein eigener Beneficiat aufgestellt, nachdem seit 1610 die Barfüßer zu Gmünd hauptsächlich den Gottesdienst besorgt hatten gegen 160 fl. jährlich. In der Urkunde von 1699 erscheint erstmals der Name „zur schönen Maria“, statt früher „zu unsrer l. Frau“. Die Errichtung einer besondern Pfarrei erfolgte 1767 durch Separation von Waldstetten, zur Bequemlichkeit namentlich der zwei Weiler.

Nach einem Bilde von 1679 standen damals von der Schloßbrücke bis zur Kirche Stationskapellchen am Weg den Berg hinauf, wo heutzutage auch ein Messner- und Wächterhäuschen steht und neben dem Kirchhof Garten und Felder angelegt sind, s. oben.

Die Gebäude hatten öfters von Blitzschlägen zu leiden, z. B. 1623, und besonders 1775, wo der Thurm ausgebrannt, aber noch höher aufgebaut wurde, mit 4 Glocken.

Die Markung von Rechberg war ehemals zum Theil im Besitz von Rechbergischen Dienstmannen, z. B. den Herren v. Ufenloch und von Gmündern. Die Herren v. Rechberg kauften Güterstücke, z. B. 1355 und 1425 von den Fladen, Ruchen u. a., 1471, 1473 von

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_411.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)