Seite:Oberamt Gmuend 415.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

und in der Thalebene ein etwas starker Lehm sich geltend macht. Die Ackerkrume ist beinahe durchgängig seicht.

Das Klima ist mild, jedoch kommen Frühlingsfröste, wie auch Hagelschlag nicht selten vor. Heftigen Winden sind nur die Anhöhen ausgesetzt, während das Thal vor solchen geschützt ist.

Die Landwirthschaft ist in gutem Zustande und hebt sich durch das vortreffliche Beispiel, das die Bewirthschaftung des Schloßgutes Ramsberg giebt, täglich mehr. Zur Besserung des Bodens werden außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln und der in gut angelegten Düngerstätten fleißig gesammelten Jauche Kompost und Mergel angewendet, wie auch nasse Felder mittelst Drainage nutzbringender gemacht. An den Bergabhängen ist der verbesserte Wendepflug und auf den ebeneren Lagen der Hohenheimer Pflug im Gebrauch; eiserne Eggen und Walzen benützt man auf allen größeren Gütern und uberdieß befinden sich in der Gemeinde eine Repssäemaschine, eine Dreschmaschine und eine Häckerlingsmaschine.

Mit Ausnahme von Reichenbach findet das Vereinödungssystem statt und zu den Parzellen gehören geschlossene Güter; außer den gräflich Rechbergischen Gütern (s. hierüber unten) ist die gewöhnliche Dreifelderwirthschaft die allgemein übliche.

Von den Getreidearten baut man vorzugsweise Dinkel, Roggen, Haber, weniger Gerste und Weizen, ferner viel Futterkräuter, namentlich dreiblättrigen Klee und Wicken, Kartoffeln, etwas Runkelrüben, sehr viel Reps auf den gräflich Rechberg’schen Gütern, Hanf und Flachs; letztere für den eigenen Bedarf, während der Reps meist nach Kirchheim und Heilbronn verkauft wird. Über den eigenen Bedarf können jährlich etwa 300 Scheffel Dinkel und 200 Scheffel Haber nach außen abgesetzt werden.

Der ausgedehnte Wiesenbau, dem nur wenig Wässerung zukommt, liefert ein sehr gutes Futter, das theilweise nach außen verkauft wird. Weinbau scheint früher getrieben worden zu sein, denn ein südlicher Abhang bei Ramsberg wird die „Weinhalde“ genannt; gegenwärtig rankt die Rebe nur noch an einzelnen Gebäuden und liefert in günstigen Jahrgängen gute Trauben.

Von Bedeutung und im Zunehmen ist die Obstzucht, welche sich vorzugsweise mit Luiken, Goldparmänen, Zwetschgen etc. beschäftigt und in günstigen Jahren auch einigen Verkauf nach außen zuläßt. Die Gemeinde besitzt weder Wald noch Weide und verpachtet nur die Brach- und Stoppelweide um 50 fl. jährlich. Auf den größern geschlossenen Gütern haben die Besitzer das Weiderecht und die Pferchnutzung.

Die Pferdezucht und Pferdehaltung ist von keiner Bedeutung, dagegen die Rindviehzucht in gutem Zustande und im Aufschwung begriffen; man steht hauptsächlich auf eine Kreuzung der Limpurger

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_415.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)