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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

und Simmenthaler Race, zu deren Zucht die auf den gräflich Rechbergischen Gütern aufgestellten 3 Farren (Simmenthaler Race) benützt werden; die Gemeinde hat keine Zuchtstiere. Eigentlicher Viehhandel wird nicht getrieben, indem nur das nachgezogene, entbehrlich gewordene Vieh zum Verkauf kommt. Milch wird an die in der Gemeinde bestehende Käserei abgesetzt. Im Herbst ist der Viehaustrieb noch üblich.

Die von Privaten betriebene Schafzucht beschäftigt sich mit Bastarden, während auf den gräflich v. Rechberg’schen Gütern eine feinere Race gehalten wird (s. hierüber unten); den Sommer über laufen auf der Markung 700, den Winter über 15–1600 Stücke. Der Absatz der Wolle geschieht nach Kirchheim und Göppingen.

Das Fischrecht in dem nur Weißfische führenden Reichenbach hat die Pfarrei.

Von Alterthümern sind anzuführen, die alte Heerstraße (vermuthlich römischen Ursprungs), die auf dem Bergrücken von Staufeneck gegen den Rechberg zog; sie führte am Birkhof, ohne Zweifel Bürghof, vorüber, wo vielleicht eine römische Befestigung angelegt war. Bei dem Birkhof stand auch eine Kapelle zur h. Maria und beim Hasenhof ist ein kleiner Hof, „Zimmer- oder Gimmerhöfle“ genannt, abgegangen, noch jetzt heißt die Stelle „auf der Hofstatt“.

Die zu der Gemeinde gehörigen Parzellen liegen zerstreut theils auf dem Bergrücken zwischen dem Ottenbacher Thal (Krumthal) und dem Reichenbacher Thal, theils an den Gehängen gegen letzteres Thal und in der Ebene desselben und tragen zu dem eigenthümlichen, freundlichen Charakter der Gegend wesentlich bei; von ihnen nennen wir nur

Ramsberg, das mit dem Birk- und Bühlhof ein dem Grafen v. Rechberg gehöriges Rittergut bildet.

Das Schloß Ramsberg liegt gar malerisch auf der äußersten Spitze des langen, gegen das Lauterthal vorspringenden, vom Rechberg herziehenden Rückens. Auf drei Seiten fällt das Berghaupt steil ab und auf der vierten, gegen Norden, wurde der schmale Grat mit einem tiefen Graben durchschnitten, über den, an der Stelle der ehemaligen Zugbrücke, jetzt eine zweibogige steinerne Brücke führt. Die noch erhaltene hohe und starke Ringmauer ist sehr alt und unten herauf aus großen Buckelsteinen aufgeführt; aus ihr wachsen die stattlichen Gebäude hervor, die in ihrer jetzigen Gestalt zumeist dem 16. Jahrhundert angehören. Der Berfried wurde 1830 zum größeren Theil abgebrochen. Das Hauptgebäude, im Westen stehend, ist ein schlichtes dreistockiges Steinhaus mit geraden Sprossenfenstern und hohen staffelförmigen Giebeln, die übrigen Gebäude sind niedriger und dienen jetzt der Landwirthschaft. Vor der Brücke steht in schönem Garten, der zugleich Friedhof ist, auf einem Hügelchen das hübsche,

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_416.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)