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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

bürgerlichen Lasten auch ferner genügen. Der Sohn bekam vom Vater einen Theil des Guts, ohne besonderen adlichen Sitz, konnte sich aber nicht recht nähren und wurde melancholisch, so daß er seine Güter verkaufen wollte und nach des Vaters Tod 1684 Käufer fürs Ganze gesucht wurden. 1689 kaufte das adliche Fräuleinstift zu St. Stefan in Augsburg das Gut um 23.950 fl., verkaufte es wieder 1715 an das Domkapitel zu Ellwangen um 25.500 fl., als der Ritterschaft steuerbar.

Herr v. Erolzheim hätte gern der Stadt Gmünd alle Jurisdiction entzogen, mußte aber die alten Rechte zugestehen; ein neuer Vergleich 1691 erkennt an, daß Gmünd auf seinen Gütern das jus territoriale und gladii hat und behält. Mit Ellwangen gabs neue Verträge 1739, 1772 ..; 1737 wurde ein Weiher eingerichtet, 1756 eine Brücke gebaut. Eine vom Kanton Kocher beabsichtigte Steuerrenovation erregte 1759 so große Unzufriedenheit, daß eine militärische Exekution kommen sollte, wogegen Gmünd Einsprache erhob. Erst 1777 kams zum Vergleich.

Unter den Gmünder Gütern waren nicht blos diejenigen des Augustiner und Gotteszeller Klosters; auch das Spital kaufte z. B. 1407 einen Hof u. a. m., das Dominikanerkloster erwarb eine Gült 1467. Das Lehen des Heiligen zu Ober-Böbingen wurde später von Württemberg ganz in Anspruch genommen mit aller Oberherrlichkeit. Mit den Nachbarn wurde z. B. 1508 mit Mögglingen der Trieb geregelt u. dgl. m. Der Wegzoll bei Unter-Böbingen, den Gmünd erhob, gab auch manchmal Anlaß zu Differenzen. Der Weg nach Aalen und Heubach soll zum Theil im Bette der Rems und des Klozbachs gelaufen sein.

Im Jahr 1802/1803 fielen die Gmündische und Ellwangensche Hälfte an Württemberg und 1805 entstand durch das Verlangen der Allmandtheilung große Aufregung unter der Bürgerschaft.

Unter-Böbingen war Filial von Ober-Böbingen, Gmünd wies aber seine Unterthanen nach der Reformation in die Kirche zu Mögglingen und erst das Frauenstift St. Stefan errichtete 1695 eine Schloßkapelle mit eigenem beneficium. Das Capitel Ellwangen stellte 1732 einen Priester im Ort auf. 1813 wurde eine Pfarr-Caplanei, 1821 eine selbständige Pfarrei eingerichtet, die neue Kirche 1837–1840 erbaut.

1657 ist die Rede von einem spitalischen Aushöflein, das nicht zur Dorfgemeinde gehört, und 1575 werden erwähnt Güter am rothen Sturz oder Knollenhof.

Zu der Gemeinde gehören:

b) Der Braunhof, liegt 1/2 Stunde nordöstlich vom Mutterort.

c) Der Gratwohlhof, 3/8 Stunden nordöstlich von Unter-Böbingen gelegen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 444. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_444.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)