Seite:Oberamt Ravensburg 208.jpg

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bei der Kirche; sie war 1478 von dem damaligen Gutsherrn, Wilhelm v. Gremlich, und der Gemeinde H. mit dem großen und kleinen Zehnten zu Gattenhof etc. gestiftet worden, wurde aber schon 1690 aufgehoben. Die Einkünfte wurden dem Kloster Weingarten überlassen, welches dagegen zu Wechsetsweiler eine Pfarrei stiftete, s. Wechsetsweiler. Die Schule für den ganzen Pfarrsprengel und den von Dankertsweiler und Wechsetsweiler befindet sich zu Haßenweiler.

Haßenweiler, ehemals auch Hatzenweiler, kommt sehr früh in Urkunden vor: i. J. 773 schenkt ein gewisser Hadupert dem Kloster St. Gallen seine Besitzungen in dem Weiler H. (Haddinvilare); und 815 schenkt wieder ein Hadupert demselben Kloster sein Erbe daselbst. Neugart C. D. No. 54 und 183. Haboneswilare, welches Neugart gleichfalls für Haßenweiler erklärt, war Happenweiler, s. u. In dem Orte, unter der Kirche und auf dem Platze, der noch der Schloßhof heißt, stand eine alte Burg, die erst in neuerer Zeit abgebrochen worden ist. Man sieht von ihr noch einige Mauerreste von Kropfsteinen. In ihrem Umkreise stand einer der merkwürdigen Thürme, wovon vorn S. 87 schon die Rede war.

Eine zweite Burg, Namens Haßenstein stand 1/2 St. südlich von dem Orte (s. u. Pfärrenbach) und eine dritte in Dankertsweiler, eine kleine halbe Stunde von H. Diese drei Burgen waren von adeligen Geschlechtern bewohnt, wovon die von Haßenweiler und Haßenstein Einem Stamm angehört zu haben scheinen. Die von Haßenweiler kommen häufig in Urkunden des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts vor, so: Konrad v. H. 1240, Konrad und sein Bruder Ortolf 1264 etc.; Heinrich und Konrad 1284 etc., zuletzt ein Konrad 1379. Die Besitzung H. kam von den Herren v. H. in mehrere Hände, und war zur Zeit der v. H. noch unter verschiedene Herren vertheilt: 1322 schenkte Manz von Schauenburg 3 Höfe an das Kloster Weingarten, 1374 überläßt Gr. Friedrich von Zollern zu Sotzburg seinen Theil der Laienzehnten in H. und 1 Hof an ebendasselbe; 1378 verkauft Hans von Hornstein sein Gut an Cath. Wildenmann in Rav.; 1393 verkauft Frick v. Lachen und seine Hausfrau, Salome v. Hornstein, ihren Theil an Burg, Burgstall, Kirchensatz etc., die Mühle etc. an Konrad Schorer zu Rav., und Friedrich v. Zollern verzichtet auf die Lehensherrlichkeit über Burg und Kirchensatz; 1399 kam durch Kauf die Besitzung an die v. Gremlich, bei denen sie auch an 200 Jahre lang blieb. 1593 ist Ferdinand v. Graveneck im Besitze. In einem über die v. Graveneck ausgebrochenen Gant kaufte das Kloster Weingarten 1601 das Schloß und Dorf H. sammt dem Patronatrecht und allen Zugehörden.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_208.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)