Seite:Oberamt Ravensburg 217.jpg

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Die Zehnten gehören der k. Kammer mit Ausnahme eines Theils von Wetzisreute, wo der Fürst von W. Wolfegg sie hat, und des Hofes Richlisreute, der zehntfrei ist.

  • 1) Schlier, ein k. Pfarrdorf mit 131 Einw., 1¼ St. östlich von Ravensb., an der Vicinalstraße nach Waldburg und an der Scherzach, ziemlich hoch, uneben und zerstreut, übrigens malerisch gelegen und zum Theil mit guten Häusern versehen. Wegen seiner Ausdehnung wurde sonst auch zwischen dem obern und dem untern Dorf unterschieden. Der Ort war früher eine Besitzung des Klosters Weingarten mit Landeshoheit, einen Hof ausgenommen, welcher zur Landvogtei gehörte. Er hat eine neue, 1832 erbaute Kirche, 1 Schule, 1 Schildwirthschaft, 2 Mahlmühlen, 1 Sägemühle, 2 Hanfreiben und 1 Eisenhammer. In der Nähe befindet sich auch ein Spital, s. u. Auf den Feldern wird Torf gestochen, und bei dem Orte befindet sich ein Tuffsteinbruch. Die Pfarrkirche zum heil. Martin wurde 1831 und das Pfarrhaus 1823 von der Gemeinde erbaut. Früher hatte Schlier nur eine Kapelle und war Filial von Altdorf. 1726 stiftete der Stadtpfarrer Weigel in Wangen ein Kapital zur Errichtung einer Kaplanei in Altdorf für Schlier, der Pfarrer Baluff in Fulgenstatt vermehrte dieses 1757 mit 1000 fl., und im J. 1782 wurde dann wirklich eine Kaplanei zum heil. Martin in Altdorf errichtet, deren Kaplan die Schlierer Kapelle versah. Im J. 1821 wurde die Errichtung einer eigenen Pfarrstelle im Ort angeordnet, 1822 ein Gottesacker angelegt und 1824, nachdem die Gemeinde ein Pfarrhaus gebaut hatte, auch ein Pfarrer angestellt. Der oben schon bezeichnete Pfarrsprengel besteht fast ganz aus ehemaligen Filialen von Altdorf; das Patronat ist königlich. Bei dem Orte befindet sich ein Weiher, den der Truchseß Eberhard v. Waldburg 1352 besonders an das Kl. Weingarten verkaufte. Ein zweiter Weiher wurde von dem Kloster 1429 angelegt.

    Der Besitz von Schlier scheint schon frühzeitig durch Welfische Verleihungen sehr zersplittert worden zu seyn; außer dem Kloster Weingarten, das vermuthlich schon mit der Kirche zu Altdorf, wohin Schlier eingepfarrt war, Antheil erhielt, hatten anfänglich insbesondere auch die Truchsessen v. Waldburg, die Wildenmann und das Kloster Einsiedeln in der Schweiz Güter daselbst. Letzteres verkaufte 1350 an Weingarten einen Hof zu Schlier (curiam in Sliere), die Hub zum Dietenbach und das Leben zum Riet, unter der Burg Waldburg gelegen, für 360 Goldgulden. Der Truchseß Eberhard von Waldburg, der sein Haus um so viele Güter brachte, verkaufte 1351 an Weingarten die Vogtei und das Vogtrecht, d. h.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_217.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)