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Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/114

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Fähnrich erhoben. Sechzehn Abteilungen zu Pferd, jede fünfundzwanzig Mann stark, die Führer an der Spitze, erschienen im Festzuge. Die Pferde waren alle gleichfarbig, nur der Führer ritt eines von verschiedener Farbe. Die Kleidung der Berittenen je einer Abteilung war ganz gleich. Nach dem Führer ritten zwei Trommelschläger, dann zwei Fahnenträger, jeder in einer besonders dazu verfertigten Kleidung. Nach diesen sechzehn Abteilungen ritt eine andere auf Maultieren und eine folgende auf Eseln. Manche hatten als Kopfbedeckung Hüte mit Federbüschen, andere eine Art Kopfbund mit schönen Papageifedern, wieder andere Soldatenmützen von roter oder blauer Farbe. Die Schilde waren aus Ochsenhäuten gefertigt, stellenweise durchbrochen und mit gefärbtem Glasstaube überzogen. – All dieses Volk wartete auf dem Felde draußen. Indessen wurden im Dorfe die gehörigen Vorbereitungen getroffen, um den Stellvertreter des Königs würdig zu empfangen. Vor der Kirche waren die Kinder aufgestellt, auf einer Seite die Knaben, auf der andern die Mädchen. Die Frauen standen auf dem Hauptplatze; sie trugen Kürbisse in der Hand, die ausgehöhlt und mit Körnern gefüllt waren, um Beifallsgeräusch hören zu lassen; manche von ihnen trugen Köpfe erlegter Feinde in der Hand oder auf Stangen.

Sobald der Zug vom Felde her sich dem Dorfe näherte, wurden Siegeslieder angestimmt. Der königliche Fähnrich in deutscher Kleidung, mit Stiefel und Sporn, hatte zwei Begleiter zur Seite, welche die Quasten der rotdamastenen, mit Silber und Seide verbrämten Fahne trugen. Vor ihm ritten zwei Richter mit dem Zeichen ihres Amtes, einem dünnen schwarzen Stäbchen, in der Hand. Man stieg bei der Kirche ab. Der „Alferez Real“, d. i. der königliche Fähnrich, trat mit dem Hute auf dem Haupt, die Fahne in der Hand, zum Altar, setzte sich dann auf einen verzierten Stuhl, der auf der Evangelienseite bereitet stand, wohnte dem feierlichen Gottesdienste bei und entblößte sein Haupt nur bei der Wandlung. Nach dem Hochamte ging der Zug auf den Platz zur Ehrenpforte. Dort wurde die Fahne aufgestellt und zwei Ehrenwachen hinbeordert. Alle übrigen eilten zum vorbereiteten Mahle.

Ehe sich die freudetrunkenen Gäste dem Genusse der Tafel hingaben, schickten sie mir ein mit einem Teppich gedecktes und mit Speisen besetztes Tischchen zu; über dieses sprach ich einen