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Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/134

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Monat und arbeiteten fleißig mit. Sie freuten sich, Zeugen zu sein, wie ich meine neue Reduktion gerade nach dem Muster der älteren entrichtete. Elebogdins Untergebene waren so fleißig in der Kirche und bei der Erklärung des Wortes Gottes, daß ich nach vorgenommenen strengen Prüfungen doch schon im ersten Jahre hundertelf Personen taufen konnte[1]. Bis jetzt war ich das ganze Jahr hindurch allein in diesem Weinberge Gottes tätig gewesen. Nun traf ich Vorsorge, daß mir für die Zukunst Gehilfen geschickt würden. Ich erhielt vom Pater Provinzial aus Cordoba zwei Priester, P. Antonius de Bustillos und P. Raymund Wittermayr[2], den Sohn eines zur katholischen Kirche bekehrten holländischen Kaufmanns zu Cádiz. Ersteren behielt ich bei mir in St Peter; den P. Raymund schickte ich in die Reduktion S. Xavier. Einige Monate verweilte ich noch bei meinen neuen Zöglingen in der Gesellschaft meines Mitbruders; 1765 kehrte ich wieder zur geliebten Reduktion S. Xavier zurück.

Ruhig und friedlich lebten wir hier und hörten nur, wie Portugiesen und Spanier die alten Guarani-Missionen verfolgten. Häufiger kamen uns von allen Seiten Erzählungen zu, wir Jesuiten hätten ein Reich in Paraguay und einen eigenen König Nikolaus[3]. Es würden goldene Münzen gezeigt, welche dieser Jesuitenkönig in Paraguay habe prägen lassen. Der Ruf dieser erdichteten Begebenheiten war derart verbreitet, daß man ihm sogar in


  1. Wie wir aus Kobler 613 erfahren, legte P. Baucke in St Peter auch den Grund zur wirtschaftlichen Entwicklung. Er befahl sowohl für die Gemeinde überhaupt als auch für die einzelnen Familien insbesondere den Anbau der nötigen Felder, legte einen großen Garten an, für den er aus seiner Baumschule in St Xaverius Obstbäume verschiedener Art kommen ließ, bestimmte zwei große Felder für die Kultur der Baumwolle und erzielte schon im ersten Jahre eine reiche Ernte von 25 Zentnern Baumwolle. Von den Spaniern erbettelte er für die neue Reduktion 700 Stück Hornvieh, 52 Pferde und mehr als 200 Schafe.
  2. Vgl. Huonder, Deutsche Jesuitenmissionäre 151. – Vor P. Wittermayrs Ankunft versah, während P. Baucke sich in der neuen Reduktion St Peter aufhielt, ein anderer Missionär die Seelsorge in St Xaverius. Dieser hatte bereits einige Jahre unter den Abiponern zugebracht, jedoch die Sprache der Mokobier bald so weit erlernt, daß man ihm die Reduktion anvertrauen konnte. Vgl. Kobler 612.
  3. Über den sog. „König Nikolaus“ und andere Verleumdungen vgl. Duhr, Jesuitenfabeln (1904) 234 ff.