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Drittes Kapitel.
Vertreibung der Jesuiten aus Paraguay.


Das Verbannungsedikt.

Bereits waren die Jesuiten aus Frankreich und Portugal verwiesen. Wir in Paraguay hatten aber das feste Vertrauen, der König von Spanien werde niemals zulassen, daß man über uns das Gleiche verfüge[1]. Aber das Unglaubliche geschah.

Am 16. Juli 1767 um 4 Uhr morgens wurde das Jesuitenkolleg in Santa Fé von Soldaten umringt[2]. Abgesandte Beamte kamen zur Pforte, verlangten, der Pater Rektor solle eilends zu einem Kranken gehen. Als er kam, nahmen sie ihn und den öffnenden Pförtner gefangen, drangen ins Haus, in jedes Zimmer, trafen einige betend, andere mit dem Ankleiden beschäftigt, jagten alle in den Speisesaal und hielten sie hier so lange eingesperrt, bis alle Zimmer ausgeräumt waren. Nachmittags mußten die Väter ihr Ordenshaus und die Stadt verlassen, das Bild des Gekreuzigten am Halse, das Brevier unter dem Arme, ohne ihren Freunden auch nur ein letztes Lebewohl sagen zu dürfen. Jeder durfte einen Koffer mit Wäsche, der aber öffentlich auf dem Platze durchsucht wurde, auf die Wagen mitnehmen, auf denen sie nach Buenos Aires abgeführt wurden.


  1. Siehe Wetzer und Weltes Kirchenlexikon IX 1475 f: Der Untergang der Reduktionen.
  2. Vgl. den Aufsatz „Die Vertreibung der Jesuiten aus Paraguay, ein denkwürdiges Blatt der Missionsgeschichte.“ Nach den Tagebuchblättern des P. Joseph Peramas S. J. in der Monatsschrift „Die Kathol. Missionen“ (28. Jahrg., 1899/1900). Dort werden einige Einzelbilder aus diesem herzzerbrechenden Trauerspiele mit ergreifender Anschaulichkeit vor Augen geführt. Das Verbannungsdekret, das der arme verblendete Karl III. am 2. April 1767 unterschrieben hatte, war, wie die „Kathol. Missionen“ mit Recht sich ausdrücken, „die Todeswunde der Indianermissionen Südamerikas, aber auch das Todesurteil der spanischen Herrschaft in der Neuen Welt“.