Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/30

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gehabt. Im Mittelländischen Meere waren sie von Seeräubern gefangen und nach den afrikanischen Raubstaaten gebracht, einige in der Hitze des Streites verwundet worden. In der beständigen Angst, ermordet zu werden, war es für sie noch ein Trost, daß man sie nur der Kleider beraubte und zum Kaufe ausbot. Ihre Herren waren nicht grausam. Man verhandelte sie mehrmals im Verlauf dreier Jahre. Endlich aber erhielt die Königin Maria Anna Kenntnis von ihrem Mißgeschick und kaufte sie los. Ein Engländer erhielt den Auftrag. Dieser brachte die Ordensmänner glücklich nach Lissabon, wo die Königin mit Tränen in den Augen sie empfing: hatten sie doch, der Einladung der Königin folgend, solches Ungemach auf sich gezogen. Nunmehr standen sie unter dem besondern Schutze ihrer Retterin.

In die Zeit unseres Aufenthaltes zu Lissabon fiel das hohe Fronleichnamsfest. Es war für uns eine große Freude, Zeugen zu sein, mit welcher Pracht man den üblichen Umzug hielt. Auch wir begaben uns, mit Chorröcken angetan, in die königliche Kapelle. Eine unübersehbare Menschenmenge erwartete den Anfang des Zuges. Von der königlichen Kapelle aus wurde der Weg durch die vorzüglichsten Straßen genommen. Die Altäre standen nicht, wie in unserem Lande, bei den Häusern, sondern es waren vier Kirchen bestimmt, durch welche man schritt und einen Altar besuchte. Obwohl wir einen bedeutenden Weg machten, waren wir schon wieder zur königlichen Kapelle zurückgekehrt, noch ehe das Hochwürdigste Gut sie verlassen hatte. Ich sah also noch die Geistlichkeit in ihrem kirchlichen Schmucke. Dieser folgten im violetten Talare jene Herren, die vom Könige zur Haltung des Gottesdienstes bestimmt sind, wie vorher erwähnt worden ist. Nach ihnen gingen jene Adeligen, die die Stelle der Kardinäle vertreten. Sie waren rot gekleidet. Auf diese folgten vierundzwanzig Geistliche mit Dalmatiken und zwölf mit Vespermänteln, in der Hand den bischöflichen Hirtenstab; die Inful wurde daneben getragen. Ihnen schloß sich der Patriarch an. Er trug das Hochwürdigste Gut unter einem sehr reichen Baldachin, welchen die zwei Söhne und die zwei Brüder des Königs trugen. Dem Thronhimmel reihten sich die Minister, die Hofleute, die Ritterorden in ihrem Kostüme, der Adel und die Bürger an. Den Schluß machte ein ganzes Regiment Infanterie. Ein Regiment Reiterei