Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/36

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mir nicht; die berühmte olla podrida (ein beliebtes spanisches Nationalgericht) aber gewann ich bald lieb. Bei solchen Festmählern, mit welchen man die neu angelangten Missionäre jederzeit zu erfreuen suchte, mußten Neger, die dem Kolleg gehörten, Musik machen und Tänze aufführen. Beides taten sie bei dieser Gelegenheit mit viel Geschick.

Bis zum 19. April verweilte ich in dieser Stadt und hatte Muße genug, mich mit ihr bekannt zu machen. Sie ist die größte Stadt in Paraguay, größer als Prag in Böhmen, nicht so prächtig, doch regelmäßiger, mit schnurgeraden Straßen, die zwar breit, aber nicht gepflastert sind. Die Häuser, die gewöhnlich einen reinlichen Hof auf drei Seilen umgeben, sind meist nur ein Stockwerk hoch und gemauert. Die mit flachen Ziegeln belegten Dächer dienen an Sommerabenden zu Spaziergängen. Der viereckige Platz ist sehr ausgedehnt. Die Seite gegen den Silberfluß hat hohe Lauben; in der Mitte steht das Rathaus mit blinkendem Turme; links erblickt man die bischöfliche Residenz, weiterhin die Kathedrale mit zwei bis an die Spitze gemauerten Türmen. Dem Rathause gegenüber droht die mit Schanzen umringte Feste, die von dem Statthalter bewohnt werden muß. Dreißig Infanteristen und sechzehn Dragoner bilden ihre Hauptwache. Unter den zehn Kirchen sind die der Jesuiten und Franziskaner mit Kuppeln versehen. Das Kolleg der Jesuiten hat drei Flügel, die mit der Kirche auf der vierten Seite einen schönen Garten umgeben; ein daranstoßender großer Hof wird von Olivenbäumen beschattet. Die Jesuiten besitzen in der Stadt auch noch eine Residenz für sechs Priester; dieses Haus wurde, während ich in Paraguay war, in ein Kolleg umgestaltet. Gleich daran stößt ein freundliches Gebäude mit drei Flügeln und einem Rundbau, der eine Kirche ist. Ein reicher Spanier hat das Gebäude aufgeführt und eingerichtet. Einen Teil seines Vermögens hat er dazu bestimmt, um von den Zinsen allen jenen Kost und Wohnung zu verschaffen, welche hier die geistlichen Übungen des hl. Ignatius halten wollen. Ein Priester unserer Gesellschaft leitet diese fromme Anstalt.

Die Dominikaner, die Mercedarier, die Rekollekten des heiligen Petrus von Alcantara und die Bethlehemiten haben hier Klöster. Die letzteren gleichen den bekannten Barmherzigen Brüdern und