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Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/73

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wollen, um Nutzen von dir zu gewinnen. Ich aber bin nicht hierher gekommen, um Vorteile aus eurer Armut zu ziehen, sondern habe tausendmal mehr verlassen, als ich von dir hoffen kann. Ich brauche dich nicht, denn du hast schon gesehen, wie meine Brüder in der Stadt ohne Sorgen für Kleidung und Nahrung leben und bessere Wohnung haben, als meine Hütte ist. Niemand hat mich gezwungen, zu euch zu gehen, nur mein unablässiges Begehren und das Heil eurer Seelen war Ursache davon. Was ich suche, ist, dich und die Deinen Gott kennen zu lehren, damit ihr nicht nur hier, sondern auch im andern Leben glückselig werdet. Hätte ich keine andere Absicht als mein Vergnügen, so wäre es wohl nicht klug gewesen, mich in die Gefahr des Lebens und in diese Mühseligkeiten zu stürzen. Denn Vergnügen hätte ich erlangen können, ohne daß ich eine so weite und beschwerliche Reise gemacht und so viel Ungemach erduldet hätte. Ich habe euer nie bedurft, ihr aber bedürft meiner oder eines andern, der mir gleich ist. Dein Leben auf Erden hättest du ohne mich fristen können, aber das Leben, das dich nach deinem Tode erwartet, kannst du ohne Beihilfe eines Lehrers nicht erlangen. Sei klug und ergreife eine Lebensart, welche dich Gott und den Menschen angenehm macht!“

„Alles ist gut, was du sagst“, sprach Cithaalin, „aber erbarme dich meiner und laß mich nochmals einen Rausch verkosten. Dann will ich mich schon zwingen, wenn nicht das Trinken zu lassen, doch mich nicht mehr zu berauschen.“ – „So gehe denn“, sagte ich, „und trinke so lange, bis ich dich rufen lasse; schicke ich aber, so entferne dich sogleich. Ich versichere dich, wenn es aufs Trinken allein ankommt, will ich dir ein Getränk verschaffen, das dich nicht berauschen, dir aber trefflich munden wird.“ Damit gab er sich zufrieden, und ich entließ ihn.


Der Paraguay-Tee.

Ich bereitete nun Paraguay-Tee[1], der in unserer Wildnis nicht mehr zu finden ist und mir von den Guaraniern, die ihn pflanzen, geschickt worden war. Dann ließ ich meinen Freund Cithaalin von dem Gelage


  1. Die Blätter des Ilex Paraguayensis, der in den Wäldern Paraguays (herbales) wild wächst, liefern noch heute das beliebteste Volksgetränk in Südamerika. Durch Aufschütten heißen Wassers auf die getrockneten Blätter erhält man einen gesunden, stärkenden Tee. Über die Verdienste der Jesuiten um die Kultur dieser wichtigen Nutzpflanze siehe „Handbuch der Geographie und Statistik“ I 3, von Dr J. E. Wappäus, Leipzig 1863–1870, 1154 f.