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Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/86

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mir auf, daß die Sterbenden die Augen geschlossen hielten, während sich doch sonst bei eintretendem Tode das Gegenteil zeigt. Ferner entging mir nicht, daß sie nach langen Pausen Atem holten und dann gleich wieder atemlos dalagen. Es befremdete mich, daß ich nie den Mann einer so schwer Kranken sah. Fragte ich nach ihm, so antwortete man mir, daß gerade der Mann an diesem traurigen Schicksale des Weibes schuld sei, weil er es so stark auf den Kopf und den ganzen Leib geschlagen habe; ich fand jedoch nie die Spur einer Verletzung. Ich versuchte, ob ich wohl gleichfalls den Atem so lange anhalten könne; und ich konnte es. Nun hatte ich Proben genug, daß die Weiber sich nur verstellten. Ich gab ihnen eine Prise Spaniol in die Nase; sie mußten nießen und – waren geheilt. Ich ließ es an Reden nicht fehlen, aus welchen sie merkten, ich hätte ihre Künste durchschaut, und wurde in Zukunft nicht mehr durch solche schnell erfolgte Todeskrankheiten beunruhigt. Aletin und Nevedagnak klärten mir die Ursache dieses Betragens auf. Die Weiber wollten dadurch ihre Männer zwingen, ihnen zu folgen, und sich überzeugen, ob es dem Manne leid wäre, sein Weib durch den Tod zu verlieren.


Die Zauberer.

Wie schwer tiefgewurzelter Aberglaube auszurotten sei, erfuhr ich leider nur zu oft in meiner Reduktion. Der Mensch schüttelt nicht leicht das Joch ab, an das er sich von Jugend auf gewöhnt hat. Auch die Besuche, die meine neuen Christen von ihren heidnischen Verwandten erhielten, trugen viel dazu bei, daß der Glaube an die mächtigen Wirkungen der Sprüche und Künste der Zauberer erst nach langer Zeit und durch stets wiederholte Belehrung schwand. Ihren Zauberern trauen sie zu, jede Krankheit heilen zu können, und zwar nicht durch den Gebrauch gewisser Kräuter, wie sie diese Zauberdoktoren zuweilen anwenden, sondern durch Saugen. Der Leidende liegt auf dem Boden, der Zauberer wirft sich auf dessen Leib, legt seinen Mund auf die Stelle, wo der Klagende Schmerz empfindet, grunzt, brüllt, beißt sich in die Zunge, bis er Blut merkt, spuckt es aus und gibt vor, er habe es aus dem schmerzhaften Körper gesogen; oder er zieht ein kleines Stückchen Holz oder Bein aus dem Munde mit der Erklärung, er habe es durch sein Saugen dem Leibe des Kranken entnommen. Ich entlarvte