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Seite:PhiloOpifGermanCohn.djvu/47

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Philon: Ueber die Weltschöpfung (De opificio mundi) übersetzt von Joseph Cohn

Beherrscherin des Tages, gibt dadurch, dass sie zweimal in jedem Jahre, im Frühling und im Herbst, eine Tag- und Nachtgleiche herbeiführt, nämlich die des Frühlings im Zeichen des Widders und die des Herbstes im Zeichen der Wage, einen sehr deutlichen Beweis von der göttlichen Würde der siebenten Zahl; denn jede dieser Tag- und Nachtgleichen tritt im siebenten Monat ein[1], und während derselben werden, wie im Gesetz verordnet ist, die grössten Feste unter Teilnahme des ganzen Volkes gefeiert, da um diese Zeit alle Erdfrüchte reifen, im Frühjahr die Brotfrucht und die andern Saatfrüchte, im Herbst die Frucht des Weinstocks und der meisten anderen Obstbäume.

[40.] 117 Da aber infolge einer natürlichen Sympathie die irdischen Dinge von den himmlischen abhängig sind, so stieg das Prinzip der Siebenzahl, nachdem es oben begonnen, auch zu uns herab und näherte sich den sterblichen Geschlechtern. So zerfällt, wenn wir von der Vernunft absehen, der übrige Teil unserer Seele in sieben Teile: in die fünf Sinne, das Sprachwerkzeug und das Zeugungsorgan[2]. Alle diese werden gleichsam wie auf dem Puppentheater von der Vernunft an Sehnen gezogen und sind bald in Ruhe bald in Bewegung, jeder in seinen harmonischen Zuständen und Bewegungen. 118 Wenn aber einer die äusseren und inneren Teile des Körpers untersuchen will, wird er ebenso finden, dass sie beide sieben an der Zahl sind; die sichtbaren Teile sind: Kopf, Brust, Bauch, [29 M.] zwei Hände und zwei Füsse; die inneren, die sogenannten Eingeweide, sind: Magen, Herz, Lunge, Milz, Leber und die

Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber die Weltschöpfung (De opificio mundi) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloOpifGermanCohn.djvu/47&oldid=- (Version vom 9.9.2019)
  1. Die Aequinoctien fallen immer in den siebenten Monat, weil die jüdische Einteilung des Jahres eine doppelte war. Nach der älteren natürlichen Zählung beginnt das Jahr mit dem Monat Nissan, dann fällt das Herbst-Aequinoctium in den siebenten Monat (Tischri), in dem die Wein- und Obstlese stattfand und das Neujahrsfest, der Versöhnungstag und das Hüttenfest gefeiert wurden. Nach der andern bürgerlichen Zahlung beginnt das Jahr mit dem Monat Tischri, dann fällt das Frühlings-Aequinoctium in den siebenten Monat (Nissan), in dem (in Palästina) die erste Saatfrucht reift und das Pessachfest gefeiert wird.
  2. Nach der Lehre der Stoiker, der Philo hier folgt, zerfällt die Seele in die Vernunft (τὸ ἡγεμονικόν) und den vernunftlosen Teil (τὸ ἄλογον), der letztere wieder in die genannten sieben Teile.