Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 049.jpg

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bezweifeln, als mir Jemand schrieb, (ich meine Freiherr v. Trauttenberg), daß von Mons ihm die Capucine brieflich als „sans doute la plus parfaite des poires“ bezeichnet habe.

37. Bosc’s Flaschenbirn, (Poire Bosc, Beurré Bosc, Calebasse Bosc), erhielt ich auch aus Prag als Melonenbirn, und kommt sie noch öfter unter dem Namen Alexander, Kaiser Alexander vor, unter dem aber wenigstens Diel von v. Mons eine ganz andere Birn erhielt, die schon nach der gelieferten Abbildung mit der Bosc’s Flaschenbirn nichts gemein hat. Manche Pomologen sind noch der Ansicht, daß Bosc’s Flaschenbirn und Prinzessin Marianne identisch seyen, was aber nur von Bosc’s frühzeitiger Flaschenbirn (Calebasse passe Bosc) gilt, wie auch die Meinung sich auf erhaltene unvollkommene Früchte gründen mag. Die Bosc’s Flaschenbirn ist größer, zeitigt ein paar Wochen später, und hat noch delikateren Geschmack als die Marianne; noch mehr aber ist die Vegetation der Bäume verschieden.

38. Kick’s Flaschenbirn, Gelbe Winter-Schmalzbirn und Zimmtfarbige Schmalzbirn konnte ich in wesentlichen Stücken nicht unterscheiden. Die erste und dritte Frucht erhielt ich aus Prag, nach Früchten von 1852 eben so wie von Diel, und habe also wohl die ganz rechten Sorten von Diel bekommen.

39. Gelbe Sommer-Herrnbirn und Erzherzogsbirn sind in Frucht und Vegetation wohl gar nicht verschieden. Von Bödiker erhielt ich die Frucht als Türkheimer Tafelbirn und kommt sie im Hannover’schen gewöhnlich als Tafelbirn vor, welchen Namen sie nach Lucas’ Kernobstsorten Württembergs auch in Württemberg führt, wo aber eine von ihr verschiedene Dürkheimer Tafelbirn aufgeführt wird[1]. Von Kadolzburg erhielt ich sie als Kandelbirn.




Die Hebung des Obstbau’s und die Vermehrung der Obstsorten.
Von Herrn Professor Ed. Lange in Altenburg.

Superintendent Oberdieck, einer der tüchtigsten Pomologen Deutschlands, sagt in seiner „Anleitung zur Kenntniß und Anpflanzung des besten Obstes“ S. 61.: „In der übergroßen Zahl der Obstfrüchte liegt vorerst das größte Hinderniß eines weitern Fortschritts der Pomologie“ – und dieser Ansicht haben bei der Naumburger Obst- und Gemüse-Ausstellung im Oktober 1853 mehrere der anwesenden Pomologen beigestimmt, so wie sie auch späterhin der für die weitere Pflege der in Naumburg aufgestellten pomologischen Zwecke ernannte Ausschuß des Vereins zur Beförderung des Gartenbaus in den Königl. Preußischen Staaten zu der seinigen gemacht hat, indem er sich in


  1. Nach den Untersuchungen dieses Jahres scheint allerdings die von Lämmerhirt als Dürkheimer Tafelbirn hieher gelangte vortreffliche Sommerbirn = Gelber Herrnbirn zu seyn, und auch die Vegetation beider Bäume fand ich, durch Oberdieck darauf brieflich aufmerksam gemacht, gleich.
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_049.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)