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371. Slavonische Wasserbirne. III. Rang. Liegel’s Beschreibung neuer Obstsorten S. 96.

Eine große, gelblich-grüne, dickbäuchige Sommerbirne mit brüchigem Fleisch.

Eine gute Haushaltsbirne, wird teig, fließt dann über von einem zuckersüßen, sehr edlen Saft; sie ist in diesem Zustande nicht wie gewöhnlich weich, sondern fest und hält sich dadurch länger als vier Wochen. Zum Dörren vorzüglich geeignet. Zeitigt Anfangs September.

Der Verfasser erhielt Zweige vom Herrn Grafen Breßler aus Fernesee bei Nagybanya in Siebenbürgen 1842. Im Jahre 1844 erhielt ich die nämliche Birne von Herrn Hartwiß, Oberst und Direktor der kaiserl. russischen Gärten in Nikita in der Krim als: Poire Ackalzig I. Der Baum treibt auffallend große Kronenblätter.
(Fortsetzung folgt.)



Ueber mehrere Kirschen aus einem aus Belgien neu bezogenen Sortimente.
Vom Herrn Medizinalassessor Franz Jahn in Meiningen.

Es sind zwar seit der Herausgabe des Kirschenwerkes des Freiherrn von Truchseß sehr viele Kirschensorten neu genannt und bekannt geworden, in welcher Hinsicht man nur das Handbuch der Obstkunde von Dittrich zu vergleichen braucht, allein nach mancherlei Erfahrungen über diese neueren, besonders Dittrich’schen Sorten macht den eigentlichen Kern von allen edlen Kirschen doch immer noch das von Truchseß’sche Sortiment aus.

Dieses letztere hat sich wohl am längsten unter allen Orten, wohin es von Truchseß nach seinem Buche S. 107. gab, auf dem Jerusalem bei Meiningen, dem Sommersitze des früheren Staatsministers von Könitz, durch die Vorsorge von dessen Gärtner Herrn Egers erhalten und dieser hatte zuletzt in Folge davon, daß er unter den ihm zugegangenen neueren Kirschen so wenig Gutes fand, für die Reinerhaltung dieser Sammlung so große Aufmerksamkeit, daß er ganze ihm im Tausche oder als Geschenke dargebrachte neuere Sortiments ohne alle weitere Prüfung über Bord geworfen hat. Allein diese von ihm so sehr gehaltene Pflanzung besteht in neueren Zeiten auch nicht mehr. Das Grundstück ging nach des Herrn von Könitz Tode durch mehrere Hände und unter den neueren Besitzern, die diesen adeligen Sommersitz in eine öffentliche Schenkwirthschaft verwandelt haben, sind viele jener edlen Kirschenbäume gefällt worden, um Brennholz davon zu machen.

Die Mitglieder des hiesigen pomologischen Vereins haben indessen schon zu Lebzeiten des jetzt auch verstorbenen Herrn Gärtner Egers die vorzüglichsten Sorten in ihre Gärten aufgenommen und ich selbst bin noch zu rechter Zeit, in einer gewissen Vorahnung der Verhältnisse, bestrebt gewesen, das betreffende Sortiment möglichst vollständig in meinen Garten überzusiedeln. Obgleich von Truchseß an seinen pomologischen Freund von Könitz nur die bereits hinlänglich geprüften und selbstständigen


    einer brieflichen Mittheilung aus Tyrnau in Ungarn ebenso, wo man sie deshalb schon verwerfen wollte. Sie bleibt selbst in feuchtem Boden noch eine schätzbare Haushaltsfrucht. Die Aehnlichkeit der Fourcroy mit Diel’s Butterbirn habe ich gleichfalls früher bemerkt, hatte jedoch von der Fourcroy nicht recht vollkommene Früchte. Im Vilvorder Kataloge von 1853 ist noch bemerkt, daß Beurré Diel irrthümlich Fourcroy und Poire Melon heiße, und muß man, nach vorstehender Nachricht, später auch in Belgien die Identität eingesehen haben.

    O.

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_117.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)