Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 150.jpg

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Wird dieser Weg eingeschlagen, so kann es nicht fehlen, daß das Beste immer mehr herausgefunden wird, die vielen schlechten Obste, die wir noch bauen, sich nach und nach verlieren, eine nicht allzugroße, leicht zu übersehende Zahl fest bestimmter Obstnamen sich festsetzt und im Publikum verbreitet, und so der Obstbau zu eigentlich rationeller Betreibung sich immer mehr erhebt.

Man verzeihe diese längere Abschweifung; sie ist hier uns zur Orientirung dienlich und nöthig, auf welche vorzüglich auch unsere Zeitschrift in ihren ersten Heften wiederholt hinzuwirken suchen muß. Wir kehren nun zu der Anzeige der uns vorliegenden Schrift zurück.

Das Buch hat folgende Einrichtung.

Die einzelnen Birnsorten sind monatsweise, nach der Reifzeit alphabetisch geordnet, so daß zuerst die von Mitte Juni bis zur Mitte Juli reifenden Früchte in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt[WS 1] sind, dann die von Mitte Juli bis Mitte August folgen u. s. w. Voran steht immer der so viel wie möglich ermittelte, ursprüngliche Name der Frucht, unter dem sie zuerst in’s pomologische Publikum gekommen ist, er sey ein französischer, englischer, deutscher etc. Name. Da das Buch wohl nicht allein für Deutschland seine Bestimmung hat, so wollen wir das um so weniger mißbilligen, als es zugleich sehr instruktiv ist, immer gleich auf den ursprünglichen Namen hingewiesen zu werden. Da indeß die Schrift doch, wenigstens zunächst für unser liebes Vaterland bestimmt ist, und wir Deutschen uns, – zumal richtige Nomenclatur nicht blos den Pomologen, bekannt seyn, sondern Gemeingut auch des fremden Sprachen unkundigen Volks werden soll, – ganz unerläßlich nothwendig immer streng genau an die von unsern classischen Pomologen Diel, Truchseß, Liegel etc. gegebenen Benennungen halten müssen, so wäre es sehr wünschenswerth gewesen, daß der von Diel, oder wenn solcher bei Diel sich nicht fand, von Liegel, Dittrich etc. adoptirte deutsche Name der Frucht durch größeren Druck bemerklich gemacht wäre. Hin und wieder scheinen selbst die von diesen Pomologen gegebenen Namen ganz zu fehlen, oder man bleibt zweifelhaft, ob unter etwas anderem Namen vorkommende Früchte die von den gedachten Pomologen bezeichneten seyn sollen. Sucht man z. B. Diel’s Zartschalige Sommerbirn, so findet sich im Register dieser Name nicht. Man vermuthet etwa, daß sie die Sommerbirn ohne Schale seyn werde, bei der im Register auf Poire sans peau verwiesen ist, welcher aufgesuchte Name wieder auf Rousselet hatif verweiset, bei der dann im Werke selbst als Synonym das „Zartschalige Sommerbirn“ fehlt. Oder wir suchen die Diel’sche Birn Hardenpont’s Leckerbissen, so verweiset das Register, an sich richtig, auf Delices d’Hardenpont, welche im Contexte zwei Mal (mit Beisätzen vier Mal) vorkommt. Die letztere davon wird auch Beurré Royal genannt, (welcher Name richtiger Synonym der Beurré Diel ist) und Poire Pomme, und als apfelförmig beschrieben, und man kann nur vermuthen, daß die Diel’sche Frucht die im Contexte zuerst aufgeführte Delices d’Hardenpont seyn solle, da bei dieser Hardenpont als Erzieher steht, während die Letztere als Wahre Hardenpont’s Köstliche bezeichnet wird. Der Verfasser merkt zwar selbst an, daß unter den vier aufgeführten Delices d’Hardenpont noch Verwirrung herrsche; doch hätte der Diel’schen Frucht um so mehr gedacht werden müssen, da diese von van Mons selbst an Diel kam und vielleicht eher die Wahre Hardenpont’s Leckerbissen oder Köstliche ist, als die in den Annalen de Flore et Pomone vorkommende apfelförmige Frucht. Oder man sucht Diel’s Sommer-Dechantsbirn, so findet der der stattfindenden Identität schon Kundige, aber nicht der, der diese Identität noch nicht kennt, solchen unter Mouille bouche ronde, Runde Mundnetzbirn, wo aber Sommer-Dechantsbirn als Synonym sich nicht findet. Der weniger Kundige wird bei Sommer-Dechantsbirn auf Doyenné d’été verwiesen, welche sich unter den Birnen findet, die von Mitte Juni bis Mitte Juli reifen und den Beinamen hat Doyenné de Juillet, während Diel’s Sommer-Dechantsbirn Anf. Spt. reift. Wir gestehen, es wäre beim Vorhandenseyn der Belgischen Doyenné d’été gut, daß dieser und nicht der Diel’schen Frucht der Name Sommer-Dechantsbirn gegeben werde, doch hätte wenigstens darauf hingewiesen werden müssen, daß diese Doyenné d’été die Diel’sche Sommer-Dechantsbirn nicht sey. Aehnliches wird sich noch an vielen andern Orten finden, und sind zuweilen auch die Diel’schen Namen nicht streng genau festgehalten, wie sich z. B. Cyprische braunrothe Zuckerbirn, statt Cyprische braunrothe Sommerbirn, findet. Auch würde das Register zum Gebrauche merklich bequemer seyn, wenn der Herr Verfasser weniger oft von einem deutschen oder sonstigen Namen blos auf den ursprünglichen verwiesen, auch nicht blos die Reifzeit jeder Frucht, zum Aufsuchen im Contexte des Werkes, angegeben

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ausgeführt (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_150.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)