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derselben. Der Kelch sitzt in einer engen und ziemlich tiefen, regelmäßigen, etwas gerippten Einsenkung, die jedoch manchmal etwas flacher ist. Das Fleisch ist fein und zart, etwas säuerlich und von ausgezeichnetem Wohlgeschmack. Er reift vom Anfang bis in die Mitte des Herbstes. Der Baum hat in der Baumschule nur ein mittelmäßiges Wachsthum, bildet aber im Obstgarten eine sich weit ausbreitende, gut gestaltete Krone und gibt jedes Jahr eine reiche Erndte.

Was Wohlgeschmack, Größe und Ergiebigkeit betrifft, so hält man den Douse für den besten Spätherbstapfel, den man kennt, sowohl für die Tafel, als für den Herbst. Der „Cultivator“ vom April 1847 sagt noch von ihm: „Von allen Aepfelvarietäten, welche in neuester Zeit bekannt geworden sind, ist wahrscheinlich keine bestimmt, verdientermaßen allgemeiner verbreitet zu werden, als der Hawley- oder Douse-Apfel.“

2. Wagener-Apfel.

Mittlere Größe: ungefähr 3¼″ breit und nahezu 2½″ hoch. Form: rundlich, plattgedrückt und oben sanft gerippt. Aeußere Farbe: ein schönes, tiefes, glänzendes Roth mit Streifen oder besprengten Stellen von hellerer Schattirung, die sich dem Scharlach nähert. Der Grund ist gelb und gewöhnlich mit unregelmäßigen, hellroth bräunlichen Flecken oder Streifen gezeichnet. Die Basis des Stiels ist mit einem rothbräunlichen Grün eingefaßt, und die weite Kelchhöhlung, in welcher der kleine Kelch sitzt, mit Hellgelb umgeben, und mit hellbräunlichen Flecken bedeckt. Das Fleisch ist feinkörnig, brüchig und saftig, der Farbe nach gelblich-weiß, von erhabenem, erfrischendem, weinsäuerlichem Geschmack. Das Kernhaus klein, die Kerne von mittlerer Größe und lichtbrauner Farbe. Der dünne, ¾″–1″ lange Stiel sitzt in einer tiefen, weiten Höhle. Der Apfel reift im Oktober und dauert bis zum Mai. Das Holz ist von dunkelrother Farbe; die Sommertriebe sind blaßgrün. Der Baum wächst nicht stark, trägt aber reichlich.


Nachschrift. Beide Apfelsorten gelangten durch die Güte des verdienten Nestors der Württembergischen Pomologen, des Herrn Major von Buhl-Eltershofen zu Eltershofen bei Hall, welcher sie, sowie viele neuere amerikanische Obstsorten direkt bezog, in das Hohenheimer Sortiment. Ich habe sie auf Sortenbäume veredelt und als Pyramiden angepflanzt; der Wagener’s Apple wird wohl im Herbst 1855 die ersten Früchte liefern, wenigstens hat er mehrere schöne Tragknospen.



Was ist Obst?
Vom Herrn Pfarrer Koch zu Friemar bei Gotha.

Die Pomologie, Obstkunde, sucht zwar, wo sie mit wissenschaftlichem Streben vereinigt auftritt, so eng als möglich an die Botanik sich anzuschließen und sie thut daran vollkommen Recht; allein gleich den obersten Begriff der Pomologie, den Begriff Obst, kann man nach rein botanischen Bestimmungen nicht gewinnen, obgleich alles Obst dem Pflanzenreiche angehört. Es geht mit diesem Begriffe wie mit denen von Gemüse, Gewürz und, wollen wir das Pflanzenreich verlassen, mit den Begriffen

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_167.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)