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Bäume tragbar würden, oft schon im dritten oder vierten Jahre nach der Aussaat, und daß, je mehr die Birne durch neue Generationen fortgepflanzt sey, desto weniger frühreifende Varietäten gefallen seyen, wenn gleich er erwähnen müsse, daß unter den auszupflanzenden Birnsämlingen er immer alles ausgemerzt habe, was ohne Dornen gewesen sey, breite Blätter und du bois gros gehabt habe, als worin sich Vorzeichen früher Reifzeit fänden, während er bei den Aepfeln nur ausgeschieden habe, was sich im äußeren Habitus zu sehr den bekannten frühreifenden Sorten genähert habe.

Ausführlicher hat Herr van Mons seine Theorie entwickelt in einer Schrift: „Traité detaillé sur la culture des arbres frutiers et sur l’amélioration des fruits par le semis“, von der er im Kataloge sagt, daß sie zum Druck fertig sey, die also um 1823 erschien, welche ich jedoch bisher noch nicht habe erhalten können. Herr van Mons hat aber von seinen Baumzuchten und seiner Theorie auch ausführlichere Nachricht gegeben in einem Aufsatze im Neuen allgemeinen Gartenmagazine Th. 1. (1825) p. 39[WS 1], zu dem sich ebendaselbst p. 55. noch eine Fortsetzung findet, die sich besonders über die Ursachen der Ausartung und Abänderung der Gewächse verbreitet. Wer diese Aufsätze genauer durchlesen will, wird sich vielleicht schon durch sie überzeugen, daß Herr van Mons’s Ansichten und Behauptungen oft mehr genial und glänzend, als bei genauerer Untersuchung stichhaltig sind, daß er in der Freude über seine Erfolge Manches etwas übertreibt, ja sich selbst manche dunkle oder sich widerstreitende Behauptungen finden; wobei indeß, wenigstens hinsichtlich des zweiten Aufsatzes, der als Referat gehalten ist, nicht immer klar ist, was Ansicht des Herrn van Mons, was Zusatz des Referenten sey. Einige Sätze müssen wir indeß doch aus diesen Aufsätzen hier noch mit aufnehmen, die wir als Ansicht des Herrn van Mons betrachten dürfen, und die für die uns vorliegende Frage von großem Gewichte sind.

Kenner hätten[WS 2] geglaubt, die Gesundheit seiner Bäume rühre von dem besonders günstigen Boden her; er habe ihnen indeß gezeigt, daß die älteren Sorten in seinem Boden eben so krank seyen, als anderwärts (wobei der Uebersetzer anmerkt, daß er doch nicht wenige Stämme von Pigeons, Grafensteiner und andern, sicher alten[WS 3] Sorten kenne, die die gerügten Mängel nicht hätten). – Unsere alten Sorten leite man meistens von den Griechen und Römern her; es werde indeß wohl keine derselben in ihrem Alter über 300 Jahre hinaufsteigen. Das Alter einer Sorte datire von ihrer Entstehung. Ein gepfropfter Baum bleibe so lange jung, als seine Sorte, und wenn der Mutterstamm 300 Jahre leben könnte, würde er nicht weniger gesund seyn, als die von ihm gepfropften jungen Stämme. Würden überaltete Sorten auch durch heiße Jahre, oder Befestigung an Wänden einmal wieder belebt, so blieben doch die Früchte fade, faserig, holzig, steinig, fleckig und ausgerissen, und ihr Holz, welches schlecht zeitige, reiße, spalte, werde faul und sterbe unter den Zähnen der Insektenlarven. Dagegen hätten schon von der dritten Generation an seine Birnen keine Steine, das zarteste Fleisch, vorzügliche Größe und gewürzreichen Saft gehabt, vertrügen[WS 4] sich mit jedem Boden, seyen nie wurmig, fürchteten weder Nässe, noch Dürre, ja selbst Spätfröste nicht, und seine Sämlinge seyen oft in 6 Jahren zu der Höhe der größten Obstbäume herangewachsen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Van Mons: Beobachtungen, in der Baumschule de la Fidélité zu Brüssel gemacht, nebst Beschreibung verschiedener neuer Sorten von Aepfeln und Birnen, die daselbst gezogen worden sind. In: Neues allgemeines Garten-Magazin. 1. Band. Weimar 1825, S. 39–51
  2. Vorlage: hatten (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  3. Vorlage: andere, sicher alte (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  4. Vorlage: vertrugen (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_176.jpg&oldid=- (Version vom 26.6.2018)