Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 191.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

den Kerben, am besten so ausgelegt, daß die Enden ungleich überstehen, damit nachher die Zusammenschränkung der Oehre nicht gerade über den Zweig, sondern an dessen Seite falle; doch ist dies nicht wesentlich. Der Draht wird mit dem Daumen der linken Hand fest aufgedrückt, damit er platt aufliegen bleibe, und später nicht einen erhöheten Bogen bilde, und dann mittelst rascher Einbiegung in scharfem Winkel durch die Kerben gebogen, auf der anderen Seite des Hölzchens möglichst nahe an demselben und in dessen Mitte zusammengebogen, und nun, mit einer Drahtzange mit platten Spitzen in der Zusammenlegung gefaßt, so lange nicht allzurasch zusammengedreht, bis er überall das Hölzchen so fest umfaßt, daß es in dem entstehenden Oehre sich nicht bewegen kann, worauf, während einer noch fortgesetzten, etwa halben Umdrehung der Draht nach dem Ende des Hölzchens emporgebogen wird (ohne fortgesetztes Drehen bei dieser Biegung liegt er leicht nachher nicht fest genug an) und nun die Enden gegen einander gebogen und an ihrer Spitze zu einem Oehre umgebogen werden, das vorerst offen bleibt, und nicht zu kurz seyn muß, damit man es nachher leicht zusammendrücken und auch wieder öffnen könne.

Die Hölzer nebst ihren Drähten werden nun mit guter Oelfarbe zweimal angestrichen und zum Trocknen mit dem zusammengebogenen Drahte auf dünne Stangen gehängt. Anfangs ließ ich sie weißlich oder hellgrau anstreichen, fand aber bald – was auch die Maler recht wohl wissen, – daß diese Farbe in der Witterung zu vergänglich sey und nach mehreren Jahren sich als ein Pulver mit dem Finger abreiben läßt, auch abregnet, so daß die Namen auf den Hölzern zu früh erlöschen. Vielleicht wäre es schon anders, wenn zu der grauen Farbe, statt Bleiweiß das jetzt gebräuchliche Zinkweiß genommen würde; doch habe ich darüber keine Erfahrung. Ich ließ daher später die Hölzer mit nicht zu dunkler grüner Oelfarbe anstreichen, und sagte mir ein Maler, daß zu den etwas helleren Hölzchen, die ich ihm vorzeigte, Bremergrün zu etwas dunklerem Königsgrün genommen sey; daß bei Mischung der Oelfarbe guter Oelfirniß genommen werde, wird immer wesentlich seyn. Sind die angestrichenen Hölzer trocken genug geworden, so wird von guter schwarzer Oelfarbe (daß die Maler auch hier schlechte Farbe liefern können, fand ich 1854, wo die Namen auf den Hölzern nach acht Wochen noch nicht trocken waren, sich verwischen ließen, und abregneten, so daß ich sie nochmals schreiben mußte), ein wenig in ein Näpfchen, Muschel oder dergl. gegeben, und mit gutem Terpentinspiritus, unter Umrühren, so lange verdünnt, bis man mit einer Feder (die nicht zu spitz geschnitten seyn muß) bequem damit schreiben kann, und wird nun jedes Hölzchen auf beiden Seiten mit dem Namen der Sorte etc. beschrieben, was rasch genug geht, um in Einem Nachmittage 300 bis 500 zu beschreiben. Fängt die Farbe im Näpfchen an, durch die rasche Verdunstung des Terpentinspiritus zu steif zu werden, so mengt man wieder einige Tropfen von diesem zu; es wird aber gut seyn, mit derselben kleinen Portion Farbe nicht länger als ein paar Stunden zu schreiben, und dann das Näpfchen zu reinigen und neue Farbe zu nehmen.

Nachdem auch die Namen gehörig getrocknet sind, was, wenn Farbe und Spiritus gut waren, rasch geschieht, werden die Namenhölzer an die Probezweige so befestigt, daß der Name jedesmal den[WS 1] Ast aufwärts,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: der (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_191.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)