Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 205.jpg

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(welcher? ist nicht gesagt, wahrscheinlich Grauer;), König Jacob, van Mons Goldreinette, Edelreinette, Wellingtons Reinette (zu säuerlich) und andere, sondern führt auch in der größeren Zahl gänzlich unwissenschaftliche oder selbst ganz unrichtige Obstnamen auf, als: Doppelter Borsdorfer, Französischer Borsdorfer, Gestreifter Erdbeerapfel, Weißer Krautapfel, Pepin blance, Reinette grise double, Scharlachreinette, Gold-Stettiner; Bergamotte; Muscatellerbirn; Caraveilbirn; Späte Dechantsbirn; Delices d’Hardenpont späte Butterbirn; Herbstbutterbirn, Frühe Kaiserbirn, Schwarze Sommerbirn, Rothe und schwarze Malvasier, Kirsche (soll wahrscheinlich Muscateller heißen) etc. Selbst die wissenschaftlichen Obstnamen sind selten genau richtig angegeben, wie z. B. Rheinischer Bohnapfel (wo fehlt, ob großer oder kleiner), Baumanns Reinette, Duhamels Reinette (wird wohl französ. Goldreinette seyn sollen, die wieder welkt), Champagner Weinapfel, Beurré blanche d’hyver, Volkmarser Graubirn, Carl von Oesterreich, Falzgrafenbirn, Beurré d’amanty etc. Auch das Verhältniß des Zwergobstes zu dem hochstämmigen ist verkehrt; denn, während sich nur 16 Birnsorten finden, die hochstämmig abgegeben werden, und darunter als bekannte Tafelbirnen nur Beurré blanc, Forellenbirn und Napoleons Butterbirn (wahrscheinlich werden freilich wohl auch die Bergamotte und die Carl von Oesterreich als Tafelbirne gelten), finden sich deren 42 für Zwergstämme, und darunter Sorten wie Goldgelbe Winter-Apothekerbirn, Aurate, Schönste Winterbirn, Blutbirn, Gracieuse, Großer französischer Katzenkopf, Pfundbirn, Poire de Cypre, Winter Königsbirn und andere Haushaltssorten, oder für Zwerge zu stark wachsende wie Volkmarserbirn, Stuttgarter Geißhirtel, Pfalzgrafenbirn. Mag es leider auch in vielen andern Baumschulen Deutschlands noch nicht viel besser stehen, so ist es doch, welche Verdienste auch eine Baumschule um Anzucht vieler und gesunder Stämme habe, eben[WS 1] je größer sie ist (Kirschen sind z. B. als vorräthig bezeichnet 8000 Stück), um so weniger gut, wenn deren Catalog und Sortiment noch in einem Zustand ist, als ob die letzten 50 Jahre über Deutschlands Obstbau gar nicht weggegangen wären. Wir bitten, wenn diese Zeilen ihm zu Gesicht kommen sollen, den verdienten Inhaber dieser Baumschulen, deren Catalog hinsichtlich des gezogenen wilden Gehölzes (freilich rentirt das leider häufig noch besser als Obstbäume) eben so sehr reichhaltig, als correct ist, auch bei dem Obste für das Bessere zu sorgen, und namentlich auf Anpflanzung einer Anzahl richtig benannter Mutterbäume zu sehen, wie deren z. B. auch Herr Ebermann in Celle (Firma Schiebler und Sohn) unlängst auf einem neu gewonnenen Grundstücke ein paar hundert, veredelt mit Reisern des besten jetzt bekannten Obstes (die von dem Concipienten dieser Anzeige mit genauer Bezeichnung geliefert wurden), angepflanzt hat, dessen auch von Jühlke mit genannte Baumschule, auch wegen des zu Gebote stehenden großen Areals eine der bedeutendsten zu werden verspricht.

Bei Besprechung der Obstclasse der Nüsse, Stachelbeeren, Himbeeren, Erdbeeren, führt der Herr Verfasser stets eine Anzahl Sorten an, die vorzüglich zu empfehlen seyen, was schätzbar ist, da es in dieser Hinsicht wohl noch sehr an genaueren und zuverlässigen Angaben fehlt, und weiset darauf hin, daß eine der besten Sammlungen von Nüssen jetzt wohl die des Herrn Vorster auf Haus Mark bei Hamm sey. Wir können hinzusetzen, daß mit dieser die Collection des Herrn Oberförster Schmidt zu Forsthaus Blumberg bei Passau wetteifern wird, und muß man sich freuen, daß diese Männer doch einen guten Theil der werthvollsten Nüsse aus der Sammlung des sel. Burchardt erhalten haben werden, der leider hingestorben ist, ehe er mit einem gehörigen Werke über Nüsse uns beschenkt hat, und dessen Sohn, wie man hört, keinen Sinn dafür gehabt hat, die Pflanzungen des Vaters zu erhalten. Hinsichtlich der besten Stachelbeeren erfreut uns vielleicht bald einmal Herr Kunstgärtner Maurer zu Jena mit einem Aufsatze.

S. 135 macht Hr. Garten-Inspector Jühlke die gewiß sehr wichtige Bemerkung, daß man in England besonders durch durchgreifende Beschränkung der gebauten Obstsorten den Obstbau gehoben habe. Die Verbesserungen des Obstbaus sind in England hauptsächlich durch die Londoner Gartenbaugesellschaft geleitet, in deren 57 Morgen großen Versuchs-Garten zu Chiswick, wo jetzt vielleicht das größte Obstsortiment in der Welt sich befindet, man, wie der Hr. Verfasser erwähnt, nur um desto mehr Obst zu prüfen und Erfahrungen über Einfluß des Unterstamms zu machen, schon länger die in meinem 1852 erschienenen Werke, in anderer Rücksicht für Privatgärten empfohlene Methode angewandt hat, 3–4 ähnlich wachsende Obstsorten auf die Kronenzweige desselben Mutterbaums zu pfropfen. Ueberhaupt scheinen die Engländer, während bei ihnen pomologische Systeme und sonstiger gelehrter Apparat zur Kenntniß des Obstes hinter dem, was in Deutschland

geleistet ist, zurückstehen, den Obstbau

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: aber (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_205.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)