Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 236.jpg

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Calebasse Bosc heißen, die van Mons gleichfalls erzog. – Eine Princesse Marianne, von van Mons erzogen, findet sich in Bivort’s Album nicht, sondern nur eine Marie Anne de Nancy, die Millet zu Nancy zwar als junges Bäumchen von Hrn. van Mons erhielt, aber nach seiner Frau benannte, und die mit der Princesse Marianne des Hrn. van Mons nichts gemein hat. Es ist wahrhaft bedauerlich, daß Hr. van Mons, befangen in seiner Ansicht, daß die Sorten sich ablebten wie die einzelnen Bäume, und daß man durch fortgesetzte Samenzuchten es dahin bringen könne, stets nur ausgesucht Gutes aus Kernen zu erhalten, eine Sorglosigkeit gegen die Erhaltung des rechten Namens seiner besten Sämlinge gezeigt hat, die man, verglichen mit den gemachten Anstrengungen und aufgewandten Kosten, auch den gewonnenen Resultaten, fast als leichtsinnig bezeichnen möchte, und Pfropfreiser selbst in Belgien, noch mehr aber in Frankreich und Deutschland fast nie anders abgegeben hat, als unter Nummern, selbst häufig nicht einmal unter den Nummern seines Katalogs, sondern, wie wenigstens bei mir und Burchardt geschehen ist, unter fortlaufenden, von den Nummern seines Katalogs verschiedenen Nummern, zu denen er die Namen nicht gab, – wobei es ihm auch ziemlich gleichgültig gewesen zu seyn scheint, ob er dieselbe Sorte unter mehreren Nummern seines Katalogs oder mehreren Namen mehrmals besaß, wovon namentlich – wenn man auch annehmen möchte, daß manche sich findenden Identitäten darauf beruhten, daß wirklich mehrmals aus Kernen ganz Gleiches fiel, – seine Winter Dechantsbirn ein auffallendes Beispiel gibt, die sich unter 5–6 verschiedenen Namen findet, die er selbst für synonym erklärt hat; wie denn auch seine Calebasse Bosc und mehrere andere Früchte zweimal im Kataloge aufgeführt sind. Er hat dadurch zahlreiche Irrungen und Ungewißheiten hervorgerufen, an deren Berichtigung die Nachwelt noch lange zu arbeiten haben wird und theilweise schon jetzt vergeblich arbeitet, auch veranlaßt, daß manche der von ihm erzogenen guten Früchte bereits untergegangen sind.

5) Faßt man das Wesentliche auf, so erkenne ich, sowohl in den von dem Herrn Verfasser, als von Diel gegebenen Beschreibungen von Alexander, Prinzessin Marianne, Boses Flaschenbirn die Früchte, welche auch ich unter diesen Namen habe, und will ich nur bemerken, daß Diel auch feine, glattere, zimmtfarbige Ueberzüge als zimmtartigen Rost bezeichnet hat, und ich ihm darin gefolgt bin.

In der Natur unterscheiden sich Prinzessin Marianne nebst Boses Frühzeitiger Flaschenbirn und Boses Flaschenbirn leicht. Jene wächst noch stärker und schöner pyramidalisch, als diese (meine wunderschöne Pyramide der Salisbury in Nienburg war für eine Pyramide fast zu groß), hat kleinere, mehr lang eiförmige oder elliptische[WS 1] fein gezahnte Blätter und schlankere, weit stärker punktirte Sommertriebe;[WS 2] diese, die ich auch als Pyramide erzog, hat größere, mehr herzförmige, nicht oder nur unbedeutend gezahnte Blätter von steiferem, stark papierartigem Gewebe und dunkler grüner Farbe, auch stärkere, gedrungenere, dunkler gefärbte, nur wenig punktirte Triebe. Die Frucht von jener war durchschnittlich stets merklich kleiner, meistens, doch nicht allemal um den Kelch so abnehmend[WS 3], daß sie nicht aufstehen konnte, und zeigten sich oft flache, breite, unregelmäßig über den Bauch sich hinziehende Erhabenheiten, sowie der Rost nicht so fein und rauher anzufühlen war, als bei dieser, die um den Kelch meist regelmäßiger gewölbt war und gefälliger gerundeten Bauch hatte, auch öfter zur Flaschenform hinneigt. Jene reift stets mehrere Wochen früher als diese, die mit jener zugleich gebrochen, häufig noch welkte, und war auch der bei beiden süße, nur schwach weinige Geschmack leicht zu unterscheiden, der bei der Prinzessin Marianne etwas fein zimmtartiges hat, so daß Manche behaupteten, sie vor Süßigkeit nicht essen zu können, während die Boses Flaschenbirn mehr zuckerartige, doch auch erhabene Süßigkeit und noch schmelzenderes Fleisch hatte, so daß sie von Allen für delikat erklärt wurde. Beistimmen muß ich Diel und Bivort darin, daß Prinzessin Marianne und Boses Frühzeitige Flaschenbirn weit tragbarer sind, als Boses Flaschenbirn, indem alle Probezweige, die ich von jener und den ihr gleichen Sorten hatte (ich erhielt sie auch noch von Hrn. van Mons als Spence und Clara und mehrmals unter bloßen Nummern), stets sehr voll trugen.

6) Die Birne, welche ich von Burchardt (wie jetzt klar ist, durch Verwechslung) als Calebasse Bosc erhielt und der Frucht gleich fand, welche ich unter den von Hrn. van Mons ohne Namen erhaltenen Früchten von Humboldt’s Butterbirn nannte, unterscheidet sich in Vegetation und Frucht von allen vorgedachten leicht. Die feine Haut ist gegen die Baumreife gelblicher, an großen Stellen von Rost

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: elliptisch (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  2. Vorlage: Komma statt Semikolon (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
  3. Vorlage: abweichend (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_236.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)