Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 242.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Durchmesser haben, und ein Englischer Goldpepping, der in dieser Zeit im Stamme[WS 1] zu 10 Zoll Durchmesser herangewachsen ist und mit seiner hohen Krone einen Raum von 20 Fuß Durchmesser überragt. – Gerade aber über den Englischen Goldpepping klagt Knight so besonders, daß er ausgeartet sey und an allen Folgen des Alters leide, wobei, wenn das richtig wäre und diese Erscheinung nicht andere Ursachen hätte, mein Stamm so gesund und kräftig nicht seyn könnte, den ich noch 1853 mit schönen, vollkommenen Früchten sehr reich beladen sah, die keinen andern Fehler hatten, als daß selbst die, welche ich erst Ende Okt. pflückte, nach dem Januar schon stark welkten. Rühmen v. Mons und Heusinger den schlanken, den italienischen Pappeln gleichen Wuchs ihrer Birnbäume, so rührt dieser daher, daß sie die Spitze des Baumes nicht einstutzten. Wir schneiden gewöhnlich das oberste Reis aus, um die Krone mehr auszubreiten und niedriger zu halten, ob mit Recht oder Unrecht, bleibe hier unentschieden; die eine, wie die andere Form des Baums hat, den Umständen nach, ihre Vorzüge. Streicht man aber den Wuchs und die Größe des Holzapfels und der wilden Birn gegen unsere Edelsorten heraus, so muß ich zwar gestehen, daß ich in den Wäldern von jenen meistens kleine, zurückgebliebene Exemplare gesehen habe, aber auch an günstigen Orten keine, die größer würden, als gar manche unserer Edelsorten, die noch dazu rascher wachsen. Man sehe nur in passendem Boden den frechen Wuchs und die Eichen-Größe einer Volkmarserbirn, Sommerapothekerbirn (Bon Chretien d’été), Rainbirn, Kuhfußbirn, Gönnerschen Birn, Guten Grauen, des Edlen Winter-Borsdorfers, des weißen Maatapfels, der Winter-Bredeke, der Aechten grauen französischen Reinette und vieler andern. In meinem Garten zu Bardowick stand eine mir unbekannte Graue Reinette, deren Stamm unweit der Krone 4½ Fuß im Umfange hatte, und die vor dem Winter 1822 mit ihren Zweigen einen Kreis von mehr als 30 Fuß Durchmesser überragte. Im Garten des Nachbars in Bardowick standen 2 uralte, eichengroße Volkmarser Birnbäume, deren Stamm in Mannshöhe, 7 Fuß im Umfange hielt, und von denen man mehrmals für 30 Thaler Birnen (den Himbten zu 12–15 Groschen) verkaufte. In Neuenkirchen, unweit Sulingen, sah ich zwei uralte, meine gedachte Graue Reinette an Größe noch beträchtlich übertreffende Apfelbäume, von denen der Eigenthümer mir versicherte, daß er oft von jedem derselben 40 Himbten (16—17 Ctr.) Früchte geerndtet habe, und von einem eichengroßen uralten Stamme der Sulinger Grüneke, von dem im Jahre, als ich von dort wegzog, die Früchte, weil sehr wenig darauf zu sitzen schien, meistbietend um 2 Thaler verkauft waren, pflückte der Käufer, als es an’s Brechen der Früchte ging, bei einer damals spärlichen Erndte, doch noch 18 Himbten schöne Aepfel. Auch Diel weiset in seinem Systeme oft auf sehr große Aepfel- und Birnbäume hin, und erzählt z. B. von einem Englischen Goldpepping, der 1819 16 Körbe (Rheinisches Maaß, das etwa = 2 Himbten seyn wird) Aepfel trug, die 270 Bouteillen Wein lieferten!! – Das alles sind veredelte Bäume und zum Theil uralte Sorten; sollte nun das nicht vermuthen lassen, daß die Ursache der Kleinheit oder Kränklichkeit unserer Obstbäume nicht in der Veredlung, oder dem hohen Alter einer Fruchtsorte, sondern in ganz andern Umständen zu suchen sey! Haben wir daher wirklich unter unsern Edelstämmen

zu viele kleine, kranke, so liegt die

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Sommer (vgl. Anzeige von Druckfehlern)
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_242.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)