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einem gut ausgestatteten Sortimente eine Anzahl Früchte auswählen, welche hübsch in das Auge fallen und entweder durch Colorit oder Größe sich auszeichnen. Man kann durch Zusammenstellung von 3–4 Pyramiden auf einem Raum von einigen  Ruthen auf einem Rasenplatze eine Scenerie schaffen, welcher weniges an die Seite gesetzt werden kann, indem sie vom ersten Frühlinge, der Zeit der Obstbaumblüthe, bis zum Spätherbst das Auge entzückt. Doch behalte ich mir vor, darauf in einer besondern Abhandlung näher einzugehen; ich fürchte die verehrten Leser der Monatsschrift schon lange ermüdet zu haben und bitte nur noch: lassen Sie sich nicht abschrecken, auch in einem kleinen Raume Probe- oder Sortenbäume anzulegen; sie sind nicht nur die besten Mittel, das Interesse für Obstkunde zu erwecken und zu beleben; sondern belohnen auch durch Genuß und Ertrag reichlich die auf sie verwendete Mühe.


Nachschrift der Redaktion zu vorstehendem Aufsatze: Der vorstehende Aufsatz kann der Redaction der Monatschrift und namentlich auch dem unterzeichneten Verfasser der besprochenen Brochüre über Probebäume, nur willkommen seyn. Nicht nur wird die Wichtigkeit der Probebäume für Erlangung pomologischer Kenntniße nimmer mehr erkannt, sondern es ist die Sache auch noch viel zu neu, als daß nicht noch mancherlei weitere Beobachtungen und Erfahrungen über die zweckmäßigste Anfertigung und Behandlung von Probebäumen nöthig und wünschenswerth seyn sollten. Was die zweckmäßigste Art des Aufsetzens der Probereiser betrifft, ob durch Copulation oder Einschieben in die Rinde, so hängt das wie ich glaube, theils von der Beschaffenheit des Baumes selbst, theils von der Gewandtheit der Arbeiter, die man anwenden kann, ab. Im Allgemeinen habe ich gefunden, daß noch ungeübte Arbeiter immer den geraden Schnitt der Copulation rascher erlernten, als das Einschieben der Reiser hinter der Rinde, und noch voriges Jahr sind die meisten so aufgesetzten Reiser, obgleich ich mehrmals deutlich das rechte Verfahren gezeigt hatte, nicht angegangen. Wo die mit einem Probereise zu versehenden Zweige daumensdick oder dicker waren, habe auch ich mich des Einschiebens hinter der Rinde bedient, das ich dann gewöhnlich selbst that, machte aber dann später auch mehrmals die Erfahrung, daß die stark wachsenden Probezweige durch Wind abbrachen, wenn sie nicht bis zum Herbste durch einen angebundenen Stock befestigt wurden, während durch Copulation aufgesetzte Reiser, so rasch sie auch wuchsen, mir auch von starken Winden niemals abgebrochen sind, wenn der Verband nur weggenommen oder durchgeschnitten wurde, sobald die Reiser 2–3 Zoll lang getrieben hatten. Meistentheils waren die Nebenzweige der Aeste von den Bäumen, die ich in Probebäume umwandelte, nur fingersdick oder dünner, oft neu entstandene schlanke Triebe des letzten Sommers, oder es ließen, neben dickeren Zweigen, sich auch dünnere finden, die dann vorzugsweise zum Aufsetzen der Probereiser durch[WS 1] Copulation gewählt wurden; und da doch meistentheils die Arbeiter die Leiter so setzen konnten, daß sie den Schnitt am Zweige des Baumes ziemlich zu sich ein machen konnten, so gerieth diese Art der Veredlung durchschnittlich immer gut, und wurden die Probezweige stark genug, wenn die Aeste des Baumes gehörig zurückgeschnitten und

von zu viel Zweigen gelüftet waren. Will

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: durch durch
Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_382.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)