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Räuberwirthshaus sei und daß sie über Nacht sterben müßten. Sie rieth ihm auch, daß sie das Fenster in der Nacht öffnen und durch einen unterirdischen Gang entfliehen sollten. Also thaten sie auch, fanden den unterirdischen Gang auf und gingen drei Stunden weit darin hin. Als sie an’s Tageslicht gekommen waren, sahen sie alsbald einen Mann, der ein Scharfrichter gewesen ist, auf einem Schimmel ihnen entgegenkommen. Weil sie aber ohne Sack und Pack aus dem Fenster gesprungen waren, so fragte der, woher sie kämen, und wiewohl sie versicherten, die Leute in jenem Wirthshause wären kreuzbrave Leute, so mußten sie doch mit dem Scharfrichter, der die Sache untersuchen wollte, wieder dahin zurück.

Als die Handwerksburschen mit dem Scharfrichter in das Wirthshaus traten, sprangen aus den Schlupfwinkeln sogleich elf Räuber hervor, der Wirth als Räuberhauptmann war der zwölfte. Sie wollten den Scharfrichter und die Handwerksburschen ergreifen, denn weil sie ihre Tornister im Stiche gelassen hatten und geflohen waren, so wußten die Räuber, daß sie Unrath gemerkt hatten. Allein der Scharfrichter rief ihnen zu: „Gemach! ich wollte freilich diesen dreien wieder zu ihrem Gepäck helfen, allein da Ihr Eurer zwölf seid, so können wir nicht mit Euch darum kämpfen, sondern wollen uns ruhig in unsern Tod ergeben und uns ohne Widerstand von Euch abschlachten lassen. Nur eines begehren wir dafür von Euch, daß Ihr uns noch einmal eine gute reichliche Mahlzeit vor unserm Tode zurichtet. Denn wisset, daß ich eine gefüllte Börse bei mir trage und auch die Handwerksburschen ein paar Pfennige in der

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/158&oldid=- (Version vom 1.8.2018)