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erzürnte und ihr einen leichten Schlag gab. „Mörder! Mörder!“ rief die Frau sogleich aus. „Meinst Du, Du willst Deine Frau erschlagen wie den Boten, den Du gemordet hast?“ Da erschrak der Jude heftig, denn sie waren nicht allein, und rief: „Frau! Frau! was hast Du geredet, was hast Du gethan? Nun bringt es die Sonne, die Sonne bringt es an den Tag!“ Und so geschah es auch, denn die Leute waren sogleich zum Gericht geeilt und hatten dem Richter solche Rede verkündigt. So erhielt der Mörder seinen Lohn und des Boten letzter Wunsch ward erfüllet, ja, die Sonne, die Sonne bracht’ es an den Tag.


44. Der böse Arzt.

Es war einmal ein böser Arzt, der sollte einen braven Mann von einer Krankheit heilen und hätte es auch gekonnt, aber er that es nicht und nahm Alles hin, was in dem Hause des kranken Mannes war und zuletzt hatte der nichts mehr als eine Kuh. Da hörte eines Tages die Magd des Arztes, daß er daheim zu seiner Frau sagte, wie der kranke Mann noch eine Kuh hätte, die wolle er nun auch noch hinnehmen für Kurkosten und wäre ihm doch leicht zu helfen, denn er hätte ein Haar im Magen, davon wäre er krank, und wenn er einen Rettig äße, so würde er von Stund’ an gesund. Die Magd aber war mitleidigen Herzens, lief schnell auf den Markt, kaufte dem kranken Manne einen Rettig und brachte ihm den zu essen. Von Stund’ an ward er gesund,

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/192&oldid=- (Version vom 1.8.2018)