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den Brief und ging mit der Hörnertochter hin und besuchte die Gräfin, als der Graf nicht daheim war. Diese nahm sie freundlich auf und führte sie im ganzen Schlosse und Allem, was dazu gehörte, umher. Als sie ihnen dabei auch das Fischloch zeigte und selbst Fische herausnehmen und sie für ihre Mutter und ihre Schwester braten wollte, stürzte die böse Alte sie hinein, lief mit der Hörnertochter schnell davon und hieß diese sich an des Kindes Seite legen. Da nun der Graf nach Haus kam, begrüßte er seine Gemahlin, erschrak gar sehr über ihre Hörner, ahnte aber nicht, was vorgefallen war, und wollte vor Schmerz über die Verunstaltung seiner Gemahlin fast sterben. So verging der Tag; in der Nacht aber kam eine holde Gestalt mit einer Kette auf den Hof, rief den Pudelhund, den sie dort hatten, bei Namen und befahl ihm das Kind zu holen. Der Hund brachte es, die holde Gestalt sah es an, wusch es ab und sprach:

Schlafen sie denn alle so sehr,
Und mein Kind das weint so viel;
Dreimal erschein’ ich,
Einmal bin ich schon dagewesen;
Werd’ ich dann nicht mit einem goldnen Schwert erlöst,
So muß ich in diesem kalten Wasser ertrinken.

Bei jedem dieser Worte aber fiel der Gräfin ein Goldklümpchen aus dem Munde, die las sich der Splitterjunge auf, der das allein hörte, und erzählte am andern Tage Alles dem Grafen. Da beschloß der Graf, in der zweiten Nacht mit ihm zu wachen und da kam die Gräfin mit der Kette wieder und bei jedem Wort fielen ihr wie zuvor die Goldklümpchen aus dem Munde und sie sprach:

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/35&oldid=- (Version vom 1.8.2018)