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umher. Der Jüngling aber sprach: „Da seht Ihr’s, daß ich die Hunde nicht beherrschen kann, bereitet von dem Fleisch eine gute Mahlzeit, geht zum Richter und sagt ihm, daß ich den Hund Reiß-alles-nieder nicht wehren könnte.“ Da richtete der Gefangenwärter die Mahlzeit zu, aß und trank mit dem Jüngling und ging zum Richter, ihm zu verkünden, was geschehen war. Allein um den Richter waren schon viele Schäfer und viele Jäger versammelt, welche den Hund „Geschwind-wie-der-Wind“ anklagten, darum sprach der Richter zum Gefangenwärter: „Du hast gar übel gethan, daß Du mit dem Jüngling das Fleisch geschmaust hast, denn er muß für seine Hunde haften und diesen Leuten muß ihr Recht werden. Darum befehle ich Dir, ihn jetzt in Ketten zu werfen und ihn mit dem Tode zu bedrohen, wenn der Hund Geschwind-wie-der-Wind wieder ein Schaaf oder ein Wildbrät raubt.“

Der Gefangenwärter that, wie ihm geheißen ward. Als der Jüngling an Händen und Füßen gefesselt war, stand der dritte Hund draußen vor dem Kerkergitter und sah ihn so zärtlich an. Da sprach der Jüngling: Ach Du mein lieber Hund Brich-Stahl-und-Eisen! Kaum hatte er’s gesagt, als der Hund schon die Eisengitter zerbrach, in das Gefängniß sprang, winselnd nach Hundeart an seinem Herrn in die Höhe fuhr, als wollte er ihm Hände und Füße lecken, und ihm dabei die Schlösser an Händen und Füßen entzwei biß, so daß seine Ketten rasselnd zu Boden fielen; als der Jüngling aber zum Fenster hinaussteigen wollte, mochte es der Hund nicht leiden, und biß auch noch Schloß und Riegel von der Kerkerthür entzwei. Da konnte der Jüngling als ein

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/96&oldid=- (Version vom 1.8.2018)