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begegnete unten im Vorraum, der halb als Audienzsaal hergerichtet war, ihre Mutter, die mit eigentümlich leuchtenden Augen vor einem Gemälde stand, das Mossala Dschin von einem berühmten englischen Maler hatte anfertigen lassen. Es stellte den Tschandu Oliver Brex, seinen Vorgänger, so dar, wie Theresa ihn hier einst wiedergesehen hatte: Im weißen, tadellos sitzenden Tropenanzug, der das Unheimliche seiner Erscheinung nur wenig milderte, mit dem bleichen Charakter-Kopf, den starren Glutaugen und dem frei zurückgestrichenen schwarzen Haar, – so hatte der Londoner Künstler in allen Einzelheiten vollendet getroffen. Es war der Kopf eines Gottes und eines Teufels zugleich.

Als General Bewers vor einem Jahr dieses kostbar gerahmte große Gemälde zum ersten Male gesehen hatte, war der Sultan Mossala Dschin um eine Antwort auf die Frage, weshalb er mit dem Hochverräter Brex diesen Kult treibe, nicht eine Sekunde verlegen gewesen. „Bedenken Sie, Exzellenz, daß der berüchtigte Tschandu immerhin derjenige Mann war, der die flüchtigen Mahdisten hier zu einem neuen Volke zusammenschweißte. Die Pietät gebot mir, dies anzuerkennen.“

Bewers hatte kein Wort dazu gesagt. Daß der Tschandu auf der Flucht erschossen worden war, hatte England der Mühe überhoben, den intelligenten Aufrührer einzufangen und vor ein Standgericht zu stellen, wodurch nur unliebsames Aufsehen hervorgerufen worden wäre. Was General

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/146&oldid=- (Version vom 1.8.2018)